ktown hat geschrieben:Skeltek hat geschrieben:Ich hoffe dass sich in den letzten Jahren hier bei der gesellschaftlichen Überzeugung und richterlichem Glauben was geändert hat?
Dies Hoffnung können sie in Teilen begraben. Liegt vielleicht auch daran, dass die Mehrheit tagsüber wach ist.
Glaube das trifft so ziemlich den Punkt.
Da es sich um eine Mehrheit handelt, wird es so toleriert und der Widerstand dagegen relativ schwach. Dabei spielt es keine Rolle ob es rechtens ist oder nicht; zum Beispiel das Fahrverbot für sparsame Fahrer, die nun bestraft werden, weil sie so wenig fahren, dass ihr Fahrzeug noch nicht verschleißt ist, während sich andere regelmäßig einen neuen Jahreswagen schmelzen lassen (Klar, auf die wenigen Promille, welche es betrifft schert sich keine Sau).
Trotzdem stellt sich mir die Frage, wodurch diese Sonderbehandlung der Kirchenglocken gerechtfertigt wird.
Immerhin ist es relativ eindeutig nicht Teil der Religionsausübung, sondern ein schlichtes Brauchtum.
Mir scheint, als sei es einfach nur schwer gegen etablierte Bräuche vorzugehen, auch wenn heutzutage kaum noch jemand in die Kirche geht (selbst diejenigen, welche Kirchensteuer zahlen, gehen kaum hin).
Ich habe bisher noch keine echte Antwort gesehen, welche darauf irgendwie eingeht.
@Rabenwiese:
Klar kann ich die Zähne zusammenbeißen. Aber mach du das mal Jahrzehnte lang mit.
Ich wohne an einer Hauptverkehrsstraße neben einem Hauptverkehrstunnel mit Schall-isolierten Fenstern.
Trotzdem ist das einzige was da durch kommt die wenige Meter entfernte Kirchenglocke, während sich der Verkehr in einem relativ leisen Rauschen äußert - und die Bimmelt
extrem laut, um auch im freien bei tosender Straße noch weit hörbar zu sein.
Vielleicht mag das so wie mit dem Rauchen sein: Nur weil man nicht
eindeutig beweisen konnte, dass es sehr schädlich ist musste man es Jahrzehnte lang praktisch überall ertragen.
Klar, Lärm ist nicht gesundheitsschädlich... die Fabel wurde schon lange widerlegt.
Lärm kann durchaus zu seelischen, psychischen und selbst physischen Schäden am Gehirn führen.
Lärm ist wie Strahlung, erst ab einer gewissen Summe an Belastung wird es spürbar schädlich; und Lärm hat man bereits tagsüber durch Nachbarn und ähnliches und sonst auch genug.
Wenn sich tausend Menschen vor deinem Haus versammeln und alle 10 Meter von dir entfernt Triangel spielen, übersteigt das in der Summe ab einem gewissen Punkt langfristig, was der Organismus verkaften kann. Hier ist das Recht ohnehin etwas defizil, es betrachtet einzelne Lärmquellen nur für sich, aber nicht, dass da ohnehin schon Straßenlärm und ähnliches ist und sich das summiert, auch wenn die einzelnen Geräuschquellen für sich keine Emissionsgrenze überschreiten.
Das Schlagen der Glocken ist wohl kaum noch Zeitgemäß, die gesundheitliche Gefährdung durch Lärm seit einiger Zeit als erwiesen anerkannt und der ursprüngliche Zweck entfallen.
Also noch mal auf den Punkt gebracht:
Wodurch wird dieser nicht-religiös bedingte Brauch noch legitimiert? Vor allem, wieso genießt das ganze irgendeine rechtliche Sonderstellung?
Hier geht es mir unter anderem nicht um die "eingebürgerte Rechtslage" sondern darum, wodurch diese Rechtslage legitimiert wird anderen schaden zu dürfen, weil man nicht mehr und nicht weniger ein Gewohnheitsrecht darauf hat.