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Querulanten vs. ernstzunehmender Geschädigter

Beschreibung: Regeln zur Unterscheidung

Kategorie: Allgemeines

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[url=https://www.recht.de/phpbb/app.php/kb/viewarticle?a=22&sid=5f5d500edf586cda48bb5496059a272e]Knowledge Base - Querulanten vs. ernstzunehmender Geschädigter[/url]

Die folgenden Regeln helfen zu entscheiden, ob jemand ein Querulant oder ein ernstzunehmender Geschädigter ist.

Generalisierung/Verallgemeinerung


Sieht A die Gegenseite als einheitliche Masse ohne Individualität?
Glaubt A, dass alle Angehörigen der Gegenseite "zusammenhalten" oder "verschworen sind"?

Querulanten tendieren dazu, aus Kritik an Einzelpersonen Kritik an kompletten Berufsgruppen zu extrapolieren.
Hatten sie mit 2 oder 3 Juristen Probleme, ist gleich die ganze Justiz korrupt.
Hat ihr Arzt einen Fehler gemacht, wird gleich die Schulmedizin zur "Pfuschmedizin".
Angehörige derselben Berufsgruppe/Rasse/Religion/Partei sind für Querulanten stets durch ein unsichtbares, aber unzerstörbares Band der Solidarität verbunden. Sie sind bestrebt, Verfehlungen ihrer "Brüder" unter allen Umständen zu vertuschen und Außenstehende zu benachteiligen und zu verfolgen.

Typische Zitate: "eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus", "die sind doch alle gleich", "man muss schon kriminell veranlagt / machtgeil / krank etc. sein, um in dem Beruf zu arbeiten".

Schwarz-Weiß-Denken


Glaubt A, dass alle Kritiker Angehörige der Gegenseite sind?

Querulanten tendieren dazu, Diskussionen nach der Maxime "wer nicht für uns ist, ist gegen uns" zu führen.
Wer die Auffassung des Querulanten kritisiert, wird sofort mit dem Vorwurf konfrontiert, der Gegenseite anzugehören.
Die Möglichkeit, man könne seine Argumente auch aus logischen oder sachlichen Gründen heraus als falsch ansehen, wird nicht einmal in Betracht gezogen.

Typische Zitate: "Du gehörst doch auch zu denen", "Sie sind bestimmt Anwalt", "dass hier Polizisten während ihrer Dienstzeit Kritiker angreifen", "Kritiker sollen mundtot gemacht werden".

Nachkarten

Sucht A nach verlorenem Streit nach Möglichkeit zur Rache?

Querulanten möchten oft dann, wenn sie schon in der Sache keine Möglichkeiten mehr haben, wenigstens gegenüber den Personen der Gegenseite ein Erfolgserlebnis haben. So wird dann versucht, dem gegnerischen Anwalt eine Pflichtverletzung nachzuweisen oder die Gegenpartei wird nach verlorenem Prozess noch wegen Prozessbetrugs oder wegen einer von dem Verfahren völlig unabhängigen Angelegenheit verklagt.

Typische Zitate: "darf der gegnerische Anwalt...?", "verstößt es gegen Berufspflichten"


Mangelndes Eingehen auf Argumente


Kann A Kritik an seiner Argumentation widerlegen und tut er dies?
Ignoriert A solche Kritik, die seine Argumentation zusammenbrechen lassen könnte?

Querulanten tendieren dazu, auf Kritik an ihren Argumenten gar nicht oder nur in unsachlicher Form einzugehen.
Oft antworten sie dann gar nicht mehr, oder nur jenen, bei deren Kritik sie sich sicher fühlen (etwa bei
ebenfalls unsachlicher Kritik), weil sie nicht den Kern ihrer Konstruktion angreift.
Beliebt sind auch "Totschlagsargumente", die Populismus vor Logik stellen.

Siehe hierzu auch dasBaloney Detection Kit http://creationsafaris.com/crevbd.htm

Typische Zitate: "weil die Juristen sich ihre Gesetze selber machen", "verstößt gegen den gesunden Menschenverstand", "verfassungswidrig", "das ist juristische Rabulistik", "bei Freisler ging auch alles "korrekt" zu"



Offensichtliche Fehlinterpretation der Rechtslage

Ist A in der Lage, ein Gesetz oder Urteil im Kern korrekt zu erfassen?
Holt sich A nur das heraus, was in seine Argumentation passt und ignoriert den Rest?

Querulanten picken sich aus Gesetzen und Urteilen gerne das, was ihre Ansicht zu stützen scheint, selbst wenn eine Zeile darunter oder gar im selben Satz schon wieder etwas steht, das dem komplett entgegensteht.
So wird schnell aus der Aussage "C ist nicht Ds Bruder, sondern sein Sohn" die Behauptung
"C ist nicht Ds Bruder, also sind sie nicht verwandt".

Wenn sie nichts finden können, ziehen sie sich gerne auf schwammige Allgemeinplätze zurück, etwa auf die Menschenwürde oder "die ZPO".

Typische Zitate: "aber der BGH hat doch geurteilt", "gemäß ZPO", "verfassungswidrig"



Repetition

Stellt A immer wieder dieselben Fragen?
Bringt A immer wieder dieselben Argumente vor, obwohl diese längst ausdiskutiert wurden?

Querulanten lernen nicht (wie oben dargestellt), daher tendieren sie dazu, endlos weiter nach jemandem zu suchen, der ihre Rechtsansicht doch endlich bestätigen kann.
Dies korrespondiert auch mit ihrem Wunsch nach endlosem Rechtsweg, bis sie endlich Recht bekommen.

Typische Zitate: "noch einmal, ist denn nicht...", "suche immer noch nach einer Antwort", "vielleicht kann ja diesmal"


Repetition im Detail

Benutzt A immer wieder dieselben Formulierungen?
Beruft sich A gebetsmühlenartig immer auf dieselben Zitate?

Querulanten glauben, wie bereits dargestellt, dass sie sich im Recht gut auskennen und ihre Interpretation der Gesetze die (einzig) richtige ist. Alles, was an Formulierungen und Aspekten ihre Auffassung auch nur marginal zu stützen scheint, wird aufgesogen und bei jeder Gelegenheit den eigenen Argumenten hinzugefügt.

Typische Zitate: "von Amts wegen", "§139 ZPO", "Verletzung der Berufspflichten", "Menschenrechtskonvention",
"wie das BVerfG am ... urteilte", "die Bundesregierung muss", "Divergenz", "Urkundsbeweis"

Selbstüberhöhung

Hält A sich für etwas Besonderes?
Grenzt A sich bewusst von anderen ab?

Querulanten meinen oft, weil sie ihrer Meinung so alleine dastehen, sei dies ein Zeichen dafür, daß sie etwas
Besonderes sind - besonders schlau, besonders wenig angepasst, besonders couragiert.
Sie sehen sich als die Rebellen der Neuzeit, eine Mischung aus Robin Hood und Wilhelm Tell, die dem "bösen System" trotzen. Dies geht oft einher mit einer entsprechenden Herabwürdigung der anderen - wer das "System" nicht so wie sie "durchschaut", ist der Einfältige, dem es an Intelligenz, Aufgeschlossenheit und Mut mangelt, sich zur Wehr zu setzen.
Meist geht wird dies verstärkt durch den Glauben, vom "System verfolgt" zu werden; dies geht bis hin zum Vergleich
mit den Juden oder der Resistance im 3. Reich.

Typische Zitate: "das System offen legen", "von der Justiz verfolgt", "zwangspsychiatrisiert", "Widerstand",
"der dumme Michel", "der nasgeführte Mann von der Straße", "Wahlvieh", "Schafe"


.Argumentative Übertreibung

Dramatisiert A seine Sachlage?
Verwendet er drastische Begriffe für harmlose Vorfälle?

In der Suche nach Rechtfertigung für ihren "Kreuzzug" versuchen Querulanten oft, durch eine drastische Überhöhung der Sachlage auch extremere Widerstandsmaßnahmen zu rechtfertigen.
Wenn der Wunsch nach Rache groß genug ist, muss diese gegenüber dem eigenen Gewissen und Dritten auch angemessen verpackt werden. So wird dann das Widerstandsrecht aus dem Grundgesetz bemüht; den Gegnern wird vorgeworfen, sie planten gar die physische Vernichtung des Querulanten.

Typische Zitate: "Todesurteil", "bürgerlicher Tod", "Völkermord", "Verfassungshochverrat", "Art. 20 (4) GG"


Rückzug auf Exterritorialität


Geht der Versuch, sich dem Rechtssystem zu entziehen, ins Extreme?

Ein Merkmal des Querulanten ist, dass er nicht verlieren kann. Zeichnet sich also schon ab, dass er in einem Fall keine Chance hat, sucht er nach Rechtfertigungen, wieso er das Gericht "nicht anerkennt".

Typische Zitate: "verbotenes Ausnahmegericht", "nicht gesetzlicher Richter", "exterritorial", "erkenne das Gericht nicht an", "handeln ohne gesetzlichen Auftrag"


Mangelnde Stringenz/Konsequenz


Sind As Argumente bereits inhärent widersprüchlich zu seinen Aktionen?

Querulanten folgen mit ihren Aktionen selten ihren Worten. Die Justiz ist korrupt, trotzdem wird munter weiter gegen alles und jeden geklagt. Die Hoffnung wird auf immer höhere Instanzen (BVerfG, EuGH, UNO) gelegt, bei Enttäuschung dieser Hoffnung gleich wieder queruliert.
Manche stellen zwar die Existenz der BRD und die Gültigkeit des Grundgesetzes in Frage, klagen aber fröhlich weiter unter Berufung auf das GG oder andere von der "erloschenen" BRD erlassene Gesetze.

Typische Zitate: "da das GG keinen Geltungsbereich mehr hat, verstößt der Staat gegen Artikel XY GG", "wird Klage vor der EU-Kommission erhoben"


Besessenheit/Ausuferung

Dreht sich As Leben nur noch um seinen "Kampf"?
Sucht A immer extremere und ausgefallener Möglichkeiten, seinen Fall voranzutreiben?

Querulanten wollen ja, dass der Instanzenweg für sie endlos ist, bis sie schließlich einmal Recht bekommen. (Dann muss natürlich sofort Schluss sein, weil dann ja endlich "richtig" geurteilt wurde.)
Beliebt ist der Versuch, über Drittprozesse die bereits abgeschlossenen eigenen Prozesse wieder aufzurollen.
So wird der befasste Richter wegen Rechtsbeugung, der befasste Staatsanwalt wegen Strafvereitelung angezeigt.
Auch Beleidigung des befassten Richters scheint dem Querulanten logisch - muss doch nach der Beleidigung als "Rechtsbeuger" seiner Meinung nach der Wahrheitsgehalt des Vorwurfes ermittelt, der abgeschlossene Prozess also noch einmal überprüft werden.
Auch der Hilferuf an die Politik wird gerne genommen - die Vorteile der Gewaltenteilung sind dem Querulanten dabei aber höchst zuwider.
Ist der Instanzenweg erfolglos durchexerziert, bleibt meist als letzte Möglichkeit nur, die Legitimation der Instanzen selbst in Frage zu stellen. Nicht zuletzt deswegen landen viele Querulanten früher oder später bei den sogen. Reichstheoretikern (rechte Spinner, die anhand fehlerhafter "juristischer Gutachten" nachweisen wollen, dass die BRD de jure gar nicht mehr besteht).

Typische Zitate: "verbotenes Ausnahmegericht", "nicht gesetzlicher Richter", "Deutsches Reich besteht fort", "wird Klage vor der EU-Kommission erhoben"

Der Beitrag wurde vom Nutzer tonnello den deutschen - europäischen - Verhältnissen angepasst auf der Basis eines Textes von Carl Sagans "Baloney Detection Kid", http://creationsafaris.com/crevbd.htm