Wallbox - Bauliche Veränderung?

Moderator: FDR-Team

Starwars2001
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Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von Starwars2001 »

Hallo,

in einer Eigentümergemeinschaft (7 Einheiten / 9 TG Stellplätze) ist eine rege Diskussion entstanden, ob das nachträgliche Anbringen / installieren von Wallboxen eine bauliche Veränderung darstellt. Konkret geht es um die Anbringung von je einer Wallbox pro Stellplatz, die Verlegung von Leitungen (in teilweise bestehende Leerrohre) sowie der Übergang von Leitungen von der TG zum Schaltkasten.

VG, starwars.
SusanneBerlin
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von SusanneBerlin »

Hallo,

Sie könnten auch gleich dazuschreiben, dass Ladestationen für Elektroautos damit gemeint sind. Nicht jedem ist der Begriff geläufig. Ich habe es auch erst durch googeln herausgebracht, nachdem ich mir unter einer "Wallbox" erst eine durch Seitenwände, Dach und Tor gebildete Einzelgarage innerhalb der Tiefgarage vorgestellt habe.
Grüße, Susanne
RM
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von RM »

Starwars2001 hat geschrieben: 03.09.19, 12:06 … ob das nachträgliche Anbringen / installieren von Wallboxen eine bauliche Veränderung darstellt.
Das könnte man so sehen...
Alternativ käme aber auch eine Modernisierung nach 22 II WEG in Betracht. Die Abgrenzung wird davon abhängen, ob man die Einrichtung als Maßnahme i.S.d. 555b BGB ansehen kann, mithin Maßnahmen
1. durch die in Bezug auf die Mietsache Endenergie nachhaltig eingespart wird (energetische Modernisierung),
2. durch die nicht erneuerbare Primärenergie nachhaltig eingespart oder das Klima nachhaltig geschützt wird, sofern nicht bereits eine energetische Modernisierung nach Nummer 1 vorliegt,
3. durch die der Wasserverbrauch nachhaltig reduziert wird,
4. durch die der Gebrauchswert der Mietsache nachhaltig erhöht wird,
5. durch die die allgemeinen Wohnverhältnisse auf Dauer verbessert werden,
6. die auf Grund von Umständen durchgeführt werden, die der Vermieter nicht zu vertreten hat, und die keine Erhaltungsmaßnahmen nach § 555a sind, oder
7. durch die neuer Wohnraum geschaffen wird
(555b BGB)
oder um Maßnahmen, die "der Anpassung des gemeinschaftlichen Eigentums an den Stand der Technik dienen" (22 II WEG).

Aus dem Katalog des 555b WEG kommt m.E. Nr. 4 durchaus in Betracht. Dass es sich schon um den Stand der Technik handeln sollte, darf zumindest bezweifelt werden.

Wie auch immer dürfte ein Beschluss, der mit der für Modernisierungen erforderlichen doppelt qualifizierten Mehrheit gefasst wird auch vor Gericht gute Aussichten auf Bestand haben.
ISpeech
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von ISpeech »

Noch wird es als bauliche Veränderung durch die Gerichte gesehen, die Gesetzesnovellierung ist aber bereits auf dem Weg gebracht.
Verpflichteter
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von Verpflichteter »

Hallo,

aus meiner Sicht eine bauliche Veränderung.

Wie man darüber beschließen könnte hängt dann von den Randbedingungen ab.

Wenn es ein Sondernutzungsrecht gibt, warum sollte ein einzelner Nutzungsberechtigter gezwungen werden auf seinem Stellplatz eine Ladestation zu dulden und oder die Kosten der anderen Station mit zu tragen.

Wenn es kein Sondernutzungsrecht, gibt warum alle Stellplätze ausrüsten.

Mal abwarten was sich der Gesetzgeber so einfallen lässt.

MfG
uwe
webmaster76
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von webmaster76 »

Hier mal zwei interessante Links dazu:

https://www.haufe.de/immobilien/wirtsch ... 76068.html
https://fibucom.com/wohnungseigentumsge ... autos.html

In der Praxis wird der umbauwillige Eigentümer aber wohl schnell die Finger davon lassen, wenn er den ersten Kostenvoranschlag dafür sieht und alleine dafür bezahlen soll...
ISpeech
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von ISpeech »

So teuer ist das nicht. Wenn die Infrastruktur gleich in der Nähe ist, kann man mit 1000 bis 1500 € rechnen. Man kauft sich ja kein Elektroauto weil man sparen will, sondern weil man es sich leisten kann und weil es einfach genial ist. An der Ampel jeden Verbrenner hinter sich lassen, nicht mehr an versüffte Tankstellen ran fahren müssen, die Ruhe genießen, in ein vorgekühltes Auto einsteigen und wissen, dass man die modernste Technik fährt. Prestige wahrt man heute nicht mehr mit einem S600. Sorry für OT.
Tastenspitz
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von Tastenspitz »

Modernisierung nach WEigG sehe ich gar nicht.
Bauliche Veränderung.... naja. Die Dinger sind etwa so groß wie eine Schlauchtrommel. Wenn die einer wo hindübelt denkt man auch nicht an bauliche Veränderung.
Was eine buliche Veränderung ist, ist das Verlegen der Stromleitungen bis zum jeweiligen Ort.
Zum Lesen:
https://www.abendzeitung-muenchen.de/in ... dde49.html
Wer für generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen ist, hebe bitte den rechten Fuß.
Für individuelle Rechtsberatung bitte "ALT" und "F4" auf der Tastatur gleichzeitig drücken.
webmaster76
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von webmaster76 »

ISpeech hat geschrieben: 04.09.19, 12:44 So teuer ist das nicht.
Von wegen. In einem benachbarten Gebäude wollte ein Eigentümer so etwas haben. Die ETG hätte es ihm gestattet unter dem Vorbehalt, dass er das komplett selbst bezahlt. Daraufhin hat er sich ein Angebot eingeholt. Am Ende wäre das komplett (mit Wallbox, Leitungen verlegen, Elektrik anpassen usw.) auf fast 10t€ gekommen.
Klar kann sich ein E-Auto rechnen, kommt ganz auf das Fahrprofil an. Bei den Preisen für die Infrastruktur allerdings definitiv nicht mehr.

Das Ganze wird sich gerade im Ballungszentren eh ganz schnell erledigen, da die Infrastruktur eh nicht für eine Masse von E-Autos ausgelegt ist.
webmaster76
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von webmaster76 »

Tastenspitz hat geschrieben: 04.09.19, 13:55 Bauliche Veränderung.... naja. Die Dinger sind etwa so groß wie eine Schlauchtrommel. Wenn die einer wo hindübelt denkt man auch nicht an bauliche Veränderung.
Ich sehe da schon eine bauliche Veränderung, wenn jemand in der TG eine Box an die Wand schraubt. Hier ein Zitat dazu
Hierzu gehören neben den An- und Umbauten auch die sogenannten nicht erforderlichen Eingriffe in Aussehen und Substanz des Gebäudes und jegliche optische Veränderung der Gesamtansicht
Ich würde nach dem aktuellen Stand von einer baulichen Veränderung ausgehen. Allerdings tut sich da ja nun einiges und man kann davon ausgehen, dass sich das in absehbarer Zeit deutlich vereinfachen wird. Wobei sich die Vermieter darüber nicht sehr freuen werden, wenn dann die Mieter ein Anrecht auf eine Ladestation haben.
ISpeech
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von ISpeech »

10T€?? :shock:
Entweder hat der Elektriker keine Lust gehabt und einen Mondpreis angeboten oder die Bauarbeiten wären extrem schwierig gewesen. Der Preis ist nicht normal.

Aber noch mal, es geht nicht darum, ob es sich rechnet. Gerade hier in Deutschland geht es beim Auto nicht um den Preis. Wenn die Leute so ticken, würde kein Passat, keine C/E/S-Klasse und auch kein Insigna gekauft werden. Auch wenn Dacia Erfolg hat, bleibt noch einige Jahre ein Auto ein Statussymbol. Man muss kein Öko sein, aber der Verbrenner hat ausgedient und ist von gestern. Ich installiere mir auch kein [Wortsperre: Produktname] 98 oder benutze ein Nokia 3210. Das E-Auto wird den Verbrenner ersetzen, genau so wie das Auto das Pferd ersetzt hat.

Aber noch mal zurück zum Thema.
Es ist zwar grotesk, dass ein neues Auto (vorher schwarzen Twingo, heute rosa GLK) auf dem Stellplatz das optische Erscheinungsbild nicht ändert, eine Wallbox oder Markise oder SAT-Schüssel schon, aber die Rechtsprechnung ist nunmal aktuell so. Aber wie Du schon richtig schreibst, hat sich das Thema (zumindest für die Wallbox) bald erledigt.
webmaster76
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von webmaster76 »

ISpeech hat geschrieben: 05.09.19, 12:31 Aber noch mal, es geht nicht darum, ob es sich rechnet.
Bei mir schon, sonst würde jetzt so ein E-Mobil vor meiner Türe stehen :wink:
ISpeech hat geschrieben: 05.09.19, 12:31 Das E-Auto wird den Verbrenner ersetzen, genau so wie das Auto das Pferd ersetzt hat.
Ja, aber das wird noch jahre- vielleicht sogar jahrzehntelang dauern. Zumindest, wenn man die Dinger dezentral betanken möchte. Wäre nur jedes 10. Auto ein E-Auto, hätten wir mit der Stromversorgung ein echtes Problem.
ISpeech
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von ISpeech »

Ok, wenn Du nur 7T€ für ein Auto zur Verfügung hast, wird es aktuell tatsächlich schwer. Aber bereits ab 20T€ gibt es keine Hürden mehr. Bei 20.000 km/a bezahlt man ca. 900 €/a für Strom im Gegensatz zum Verbrenner mit ca. 2000 €/a. Und hast du zu Hause noch eine Photovoltaikanlage zahlt man NIX. Dann noch günstiger Wartungskosten, weniger Verschleiß der Bremsen, kein Motoröl ...

Die Stromversorgung ist auch kein Problem. Es geht ja nicht von heute auf morgen, dass alle plötzlich elektrisch fahren. Bei 20.000 km/a sind das pro Auto gerade mal 3000 kwh/a. Es wurde bereits berechnet, dass der deutsche Strombedarf gerade mal 20% höher wäre, wenn ALLE Autos E-Autos wären. Und das lässt sich locker wegstecken. Einerseits durch mehr Biogas-, Wind- und Sonnenkraftwerke und andererseits durch intelligentes Laden. Gleichzeitigiges Laden ALLER E-Autos an einer Schnellladestation funktioniert natürlich nicht und das Netz würde zusammenbrechen. Das gleiche wäre aber auch, wenn ALLE sich die Haare föhnen würden.

Hoffentlich wegen wir nicht rausgeschmissen wegen OT :lol:
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von Verpflichteter »

Hallo,

eine einzelne Ladestation wird nicht das Problem sein.

Vor ca. na ja 10 Jahren wollte ein Miteigentümer solchige. TG mit ca.45 Stellplätzen und Aufputzverkabelung.
Da gab es keine Diskussion, eigene Kosten und gut war es.
Elektriker zapft Garagennetz (400V, 3x16A) an, Zwischenzähler, abschließbare Steckdose, alles gut. Kosten: peenuts

Vor ca. 3 Jahren Ortstermin mit Stadtwerken, wie sieht es aus mit Ladestationen.
Versorger: sollte kein Problem sein, zwei drei würden sich installieren lassen.

Nein, nix 2, 3 alle :?: :arrow: :idea: :arrow: :shock:

Mehr als 2,3 gibt der Hausanschluss nicht her, dann ist die Leitung vor dem Haus auch nicht geeignet.
Wenn dann alle, also die Nachbarn mit 22 Stellpätzen und die gegenüber mit 20 auch noch wollen gibt es auch das Netz in der Haupversorgungsleitung nicht mehr her.

Damit zogen die dann ab, Kommentar: da müssen wir wohl noch Hausaufgaben machen, wir melden uns.

Unsere Gesetzgebung fährt zur Zeit eine Politik auf Sicht (meine Sicht). Allerdings herrscht starker Nebel.

Stelle mir vor ein Mieter will einen Ladestation. Die verkraftet das Netz, dann ist aber Schluß.
Dann sag ich, nein die einzig mögliche Ladestation will ich aber auf meinen Stellplatz.

Ok, dann bekommen eben alle eine Anschlußmöglichkeit, somit wird ein armdickes Kabel als GE zur Straße verlegt.

Aber ein Mitparker will unbedingt Solarstrom und will sich so eine Balkonsolaranlage installieren.
Kann man ihm das verwehren? Schließlich will er eine kleinen Beitrag zur Weltrettung leisten.

Vielleicht sollte der Gesetzgeber da gleich eine Regelung zusammen mit den Ladesationen treffen?

:liegestuhl:

MfG
uwe
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Re: Wallbox - Bauliche Veränderung?

Beitrag von webmaster76 »

ISpeech hat geschrieben: 05.09.19, 16:07 Ok, wenn Du nur 7T€ für ein Auto zur Verfügung hast, wird es aktuell tatsächlich schwer. Aber bereits ab 20T€ gibt es keine Hürden mehr.
Glücklicherweise habe ich da ein wenig mehr Spielraum 8) Aber für 7t€ würde man sogar ein E-Auto bekommen (der kleine 2-Sitzer).
ISpeech hat geschrieben: 05.09.19, 16:07 Und hast du zu Hause noch eine Photovoltaikanlage zahlt man NIX.
Dann muss man aber auch die Kosten dafür in die Rechnung einpreisen.
ISpeech hat geschrieben: 05.09.19, 16:07 Die Stromversorgung ist auch kein Problem. Es geht ja nicht von heute auf morgen, dass alle plötzlich elektrisch fahren. Bei 20.000 km/a sind das pro Auto gerade mal 3000 kwh/a. Es wurde bereits berechnet, dass der deutsche Strombedarf gerade mal 20% höher wäre, wenn ALLE Autos E-Autos wären.
Das sehe ich nicht so. Das Problem ist, dass über die letzten Jahre/Jahrzehnte in der Infrastruktur ein extremes Downsizing in den Kapazitäten gefahren wurde, da der Bedarf durch immer energiesparender Geräte zurückgegangen ist (LEDs, Wärmepumpentrockner uvm.). Es kommt da nicht primär darauf an, dass sich der Strombedarf "nur" um 20% erhöht, sondern WANN der Strom abgerufen wird. Nämlich i.d.R. abends/über Nacht, wenn die Leute zu Hause sind. Klar kann man ganz viel über intelligentes Laden steuern. Aber man wird nicht drumherum kommen wieder die Infrastruktur entsprechend hochzuziehen. Was am Ende den Strom wieder teurer und die E-Mobilität (mit Akkus) unwirtschaftlicher macht.
Und woher soll der Ganze Strom kommen? Im Süden bestimmt nicht von den Offshore Windparks, die nötigen Verbindungen haben Grüne und Umwelt- und Tierschützer sowie andere Gruppen bisher ja erfolgreich verhindert...

So, nun genug OT :wink:
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