Zafilutsche hat geschrieben:Also wenn ein dritter (Auch ein Finanzamt) nicht auf Geldzahlungen warten will/kann, dann kann ein Unternehmer sich doch einen Zwischenkredit bei einer Bank holen. Wenn das Geschäft doch gut läuft, will so eine Bank doch sehr gerne mitverdienen. Nur bei fehlender Solvenz wird bei der Geldbeschaffung harpern.
also mit dieser logik habe ich jetzt das kleine problem, dass ich nicht mitkomme.
wenn jemand seine steuern nicht bezahlen kann, dann hapert es wohl offensichtlich mit der solvenz, sonst würde er ja seine steuern bezahlen. und zur bank zu gehen und um einen "zwischenkredit" bitten, um steuern zu bezahlen - muhahaha ... wie realitätsfremd ist DAS denn? ganz im gegenteil, wenn unternehmer U zu seiner bank B geht und ihr sagt, er könne seine steuern nicht bezahlen, gesellt er zum gläubiger FA auch noch die vormals ruhige B dazu. und selbst wenn B nicht gleich selbst in panik verfällt und den stöpsel zieht, finanziert keine bank gerne steuernachzahlungen. ergo: das seiner bank zu sagen, so blöd kann eigentlich keiner sein.
jayb hat geschrieben:@juggernaut: ich will nicht abstreiten, dass das Finanzamt in vielen Fällen Initiator eines Insolvenzantrages ist, aber das passiert nicht von heute auf morgen.
es geht nicht darum, dass das FA den antrag stellt. dann ist ja wohl sowieso alles zu spät. grösste probleme aus meinem erfahrungsschatz
(1) ist die recht hohe zins- und säumniszuschlagslast (die ja an und für sich im interesse der allgemeinheit OK sind), die dazu führen, dass das abstottern halt schwierig wird,
(2) die fehlende rücksichtnahme des FA auf die aktuelle liquidität,
(3) das `rummachen mit angeblicher nichtanerkennung, blafasel, blafasel.
das ist zu gefühlten 80% natürlich das versagen der politik, aber von da ist man das mittlerweile ja gewohnt. blende ich also den bereich aus, der durch schlampige gesetze, unzuverlässige zukunftsregeln, handwerklich beschissene durchführungsverordnungen und den deutschen drang nach gründlicher, ordentlicher, 110%iger gerechtigkeit, auch wenn zich beamte damit beschäftigt werden, das zu ermitteln; dann bleiben 20% übrig, die durch - sagen wir: fehlendes augenmass des handelnden - finanzbeamten verursacht werden.
und damit du ein
beispiel hast, was ich meine:
handwerker H hat sich gerade als hausmeister selbständig gemacht. als angestellter hat er 20.000 angespart. er hat seinen job gekündigt und hat diese 20.000 so eingeplant, dass er davon zwei notwendige gerätschaften für 15.000 (netto) anschaffen muss, von den verbleibenden 5.000 will er 3-5 monate sparsam leben, weil er sich denkt, dass es solange dauert, bis er die ersten einnahmen auf dem konto hat - schließlich muss ein auftrag ausgeführt, eine rechnung geschrieben und vom kunden bezahlt werden, bis man von dem geld auch brötchen kaufen kann. los geht´s, er kauft am 15.01. die maschinen, bezahlt 17.850,00 (!, brutto) und vor-anmeldet die USt unter gleichzeitiger geltendmachung der vorsteuer. normal gilt: am 25.02. ist die kohle da, der StPfl selbst muss ja ebenfalls zu diesem tag bezahlen. d.h., für die obige rechnung des H ändert sich liquiditätsmässig nichts wesentliches, denn am 28.02. sollte sein finanzplan ja (wieder) hinhauen. soweit alles i.O., msogar mit den steuern.
dumm nur, dass der finanzbeamte das anders sieht: er bezweifelt, dass die maschinen wirklich da sind (soweit OK) und ordnet eine nachschau an (wegen mir auch noch OK). bis dahin gibt´s natürlich die 2.850,00 nicht ausgezahlt, is´ ja klar. allerdings hat der außenprüfer, daer nachsehen soll, ob die maschinen wirklich da sind, erst im juli einen termin frei, gibt schließlich viele steuerpflichtige, die überprüft werden müssen - und bis juli gibt´s eben die knapp 3.000 nicht ... H, dessen finanzplan nun gar nicht mehr aufgeht, weil diese 2.850,00 ja eigentlich als "überbrückungsgeld" gedacht waren, hat von seinen 5.000 jetzt aber schon 2.000 ausgegeben (januar, februar), und für märz hat er noch 150,00, für april nix, und bis juli ??? da geht auch kunden anrufen nicht, sind ja noch nicht so viele da ...
wenn H jetzt hopps geht, bevor er richtig angefangen hat - wer glaubst du, ist schuld daran? und erzähle mir keiner was von überlastunbg und es sind doch nur so wenige da - ich kenne haufenweise finanzbeamte, und auch wenn sich´s gegenüber vor 10 jahren verschlechtert hat, sterben die alle nicht an herzinfarkt und sind beim neuesten eierfon die ersten in der schlange, weil´s dafür sonderurlaub gibt. davon, dass man auch beim FA auch eine verantwortung gegenüber den teilweise hart kämpfenden steuerpflichtigen bürgern hat, die letztlich den lohn finanzieren - keine spur, der bürger ist der feind, der sowieso nur die steuer bescheisst.
und das erlebe ich täglich - ob das jetzt vorsteuer ist oder salopp festgesetzte EST-vorauszahlungen, ganz egal. ich habe arbeitsplätze und existenzen wegfallen sehen, das reicht für eine ganze kleinstadt.
und H ist ja noch nicht mal bis dahin gekommen, viel spass mit der abschreibung der maschine (linear, degressiv?) udn den sich dazu täglich ändernden gesetzen, verordnungen, gerichtsentscheidungen, nichtanwendungserlässen und rückwirkenden gesetzesänderungen zu haben, die äußerst zuverlässig verhindern, dass man "
einfach das erforderliche geld für die steuer zurücklegen könnte", wie angestellte arbeitnehmer dann oberschlau anzumerken pflegen, obwohl sie - wegen des steuerabzugs vom lohn - von all diesen dingen überhaupt ekien ahnung haben: man
kann schlicht und einfach nicht
heute berechnen, wieviel steuern man für das jahr 2012 zuürcklegen muss, wenn man die erklärung juni 2013 macht und seinen bescheid ende 2013 bekommt. da steht dann nämlich mit sicherheit ganz dick "
überraschung!" drauf (und ja, da kann das FA in den seltensten fällen etwas dafür).