Elternbriefe nur noch per Internet

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khmlev
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Re: Elternbriefe nur noch per Internet

Beitrag von khmlev »

Nach dem Bayrischen Schulgesetz ist die Schule verpflichtet, die Erziehungsberechtigten, möglichst frühzeitig über wesentliche, die Schülerin oder den Schüler betreffende Vorgänge, schriftlich, aber nicht in elektronischer Form zu unterrichten.

Nicht jeder Elternbrief kann also über das Elternportal zugestellt werden.
Gruß
khmlev
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Evariste
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Re: Elternbriefe nur noch per Internet

Beitrag von Evariste »

Zudem wer sich für ein Leben ohne Internet entscheidet, der nimmt es doch den "zeitlichen Mehraufwand" den die Schule ankündigt, bewußt in Kauf oder zieht es vor, auch an anderen Stellen, dass er eben alles ohne Internet abwickelt z.B. keine e-mails schreibt, sondern Briefe die dann zum Briefkasten gebracht werden müssen, keine online-Bestellungen sondern ein Geschäft aufsuchen muss, kein online-Banking sondern jedesmal zur Bank gehen usw. Gut es wird gesagt, wer das Portal nicht nutzt, für den wird es zukünftig umständlicher.
Eben. Weder montiert die Post alle Briefkästen ab, weil es jetzt E-Mail gibt, noch schließen die Banken alle ihre Filialen (OK, es gibt auch Direktbanken ohne Filialen, man hat als Kunde aber immer noch die Wahl).
Man knirscht mit den Zähnen weil....? Einen überzeugenden Grund für Menschen, die sowieso Internet haben, der gegen das Portal spricht, haben Sie immer noch nicht genannt.
Warum muss ich einen Grund nennen, der gegen das Portal spricht? Sollten nicht diejenigen, die etwas ändern wollen, mich von den Vorteilen überzeugen? Genau das wurde aber nicht einmal versucht, statt dessen gab es (siehe oben) Drohungen mit diversen Nachteilen, um alle Eltern zum Mitmachen zu bewegen.

Wir schweifen aber ab...
Beier
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Re: Elternbriefe nur noch per Internet

Beitrag von Beier »

Evariste hat geschrieben: Warum muss ich einen Grund nennen, der gegen das Portal spricht? Sollten nicht diejenigen, die etwas ändern wollen, mich von den Vorteilen überzeugen?
Nein, dafür ist kein Anlass erkennbar. Sie waren es doch, der Probleme herbeigeschrieben hat, die offenbar gar nicht existieren.
mondbein
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Re: Elternbriefe nur noch per Internet

Beitrag von mondbein »

SusanneBerlin hat geschrieben:Kennen Sie Familien mit Kindern im schulpflichtigen Alter, die keinen Internetzugang haben und auch keine smartphones besitzen? Ich kenne niemanden unter 60, der kein Internet hat.
Ich schon, leider! Und was für welche... *schaudert* Und wenn es ganz dumm gelaufen ist, dann haben diese Leute sogar noch Kinder (die mir bekannten Fälle haben GsD keine) :|
Roderik
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Re: Elternbriefe nur noch per Internet

Beitrag von Roderik »

Sind denn die Vorteile der elektronischen Informationsübermittlung nicht evident?

- sie erreichen die Eltern garantiert
- sie gehen nicht verloren und sind jederzeit einsehbar
- sie sparen Geld und Resourcen (Papier, Toner)
- sie erreichen die Eltern ab dem Zeitpunkt, wo sie online sind und nicht dann, wenn das Kind sie netterweise aus dem Nirwana des Ranzens ausgräbt

Ich hätte jetzt angenommen, diese Vorteile seien so selbsterklärend, dass man sie nicht erwähnen muss.

Und, sind Sie jetzt von den Vorteilen überzeugt?
Nein?
Gut, dann KANN es an meiner Überzeugungskraft liegen. Es kann aber auch an Ihrer Haltung zur Sache liegen.

Viele Grüße
Roderik
Tehlak
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Re: Elternbriefe nur noch per Internet

Beitrag von Tehlak »

Roderik hat geschrieben:Sind denn die Vorteile der elektronischen Informationsübermittlung nicht evident?
(...)
Ich hätte jetzt angenommen, diese Vorteile seien so selbsterklärend, dass man sie nicht erwähnen muss.
Es mag sein, dass die elektronische Informationsübermittlung diverse Vorteile hat, als einziges offizielles Medium ist sie aber immer noch völlig ungeeignet. Das könnte sich vielleich ändern, sollte der Gesetzgeber das Internet als Medium analog zur Ladungsfähigen Anschrift für alle zur Pflicht erklären, etwas, was ich in den nächsten 10-15 defintiv nicht passieren sehen.

Übrigens versetzt auch das Land NRW die Schulen in die Bringschuld was die Informationspflicht der Eltern angeht (siehe § 44 SchulG).
Evariste
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Re: Elternbriefe nur noch per Internet

Beitrag von Evariste »

Roderik hat geschrieben:Sind denn die Vorteile der elektronischen Informationsübermittlung nicht evident?
Evident ist für mich vor allem, dass die elektronische Informationsübermittlung auch viele Nachteile hat. 8)

Beispiel E-Mail: Viele Arbeitnehmer leiden unter der sprichwörtlichen E-Mail-Flut, die dadurch entsteht, dass E-Mail es sehr leicht macht, eine große Menge von Adressaten anzuschreiben, ohne sich groß darüber Gedanken machen zu müssen, wer welche informationen wirklich braucht. Die Frage, wie man vor lauter E-mails überhaupt noch zum Arbeiten kommt, ist mittlerweile _das_ Thema im Zeitmanagement.

Beispiel W... (der bekannte Messenger-Dienst): die Klassenlehrerin(!) hat dringend davon abgeraten, eine Gruppe für die Klasse (oder die Eltern) einzurichten, Erfahrungen hätten gezeigt, dass das nur nervt (unzählige Nachrichten jeden Tag) und wenig bringt.

Beim Portal erleben wir es jetzt so, dass fast jeden Tag eine E-Mail eintrifft, man sollte doch mal wieder in das Portal schauen, es gäbe etwas Neues. Dann schaut man ins Portal und stellt fest, ja es gibt was Neues, es betrifft uns aber nicht...

Rechnen wir das mal durch: 1300 Schüler, jedes Elternpaar loggt sich 3-mal in der Woche ein, 5 Minuten pro Login, das sind 325 Stunden pro Woche an zusätzlichem Aufwand für die Eltern dafür dafür, dass die Schule (wenn es hoch kommt) eine Halbtagskraft einspart.

Zusätzliche Funktionalität, wie z. B. die Buchung von Sprechstunden beim Elternsprechtag scheitert daran, dass sich (natürlich) alle Eltern sofort am ersten Tag nach der Freischaltung alle verfügbaren Termine gesichert haben, so dass schon am Abend des ersten Tag alles ausgebucht war. Jetzt werden wieder Listen zum Eintragen aufgehängt.

Mir war von vorneherein klar, dass das so laufen würde, deswegen hätte ich es vorgezogen, erst einmal abzuwarten. Die Option gab es aber nicht.
Oktavia
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Re: Elternbriefe nur noch per Internet

Beitrag von Oktavia »

Evariste hat geschrieben:...dass die Schule (wenn es hoch kommt) eine Halbtagskraft einspart.
Ich glaube kaum, dass sich damit überhaupt Arbeitszeit sparen liesse. Irgendwer muss doch das System betreuen, die Elternbriefe hochladen, und Zugangsdaten verwalten. Die Dokumente müssen vorher in allgemein lesbare Dateien umgewandelt werden, z.B. PDF. Es wird zwar kein Papier mehr benötigt, dafür aber Speicherplatz und Rechenleistung. Wenn Unterschriften nötig sind, benötigen Eltern auch einen Drucker um die Dateien auszudrucken.
Evariste hat geschrieben:Beispiel W... (der bekannte Messenger-Dienst): die Klassenlehrerin(!) hat dringend davon abgeraten, eine Gruppe für die Klasse (oder die Eltern) einzurichten, Erfahrungen hätten gezeigt, dass das nur nervt (unzählige Nachrichten jeden Tag) und wenig bringt.
Zumal das System nicht Datenschutzkonform ist. Das bedeutet, jeder der das nutzt läd erstmal sein komplettes Telefonbuch incl aller Anmerkungen, Anschriften, Geburtstage etc. zu einem amerikanischen Anbieter hoch. Niemand weiss, was mit diesen Daten und dem daraus zu generierenden Netzwerk (wer kennt wen) passiert (passieren kann). Verbindlich ist es auch nicht, da nicht alle Nachrichten zugestellt werden und es gibt Leute die das nicht nutzen (wollen) bzw von anderen Anbietern.
"Alte Leute sind gefährlich; sie haben keine Angst vor der Zukunft."
George Bernard Shaw

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Roderik
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Re: Elternbriefe nur noch per Internet

Beitrag von Roderik »

Evariste hat geschrieben:
Roderik hat geschrieben:Sind denn die Vorteile der elektronischen Informationsübermittlung nicht evident?
Evident ist für mich vor allem, dass die elektronische Informationsübermittlung auch viele Nachteile hat. 8)

Beispiel E-Mail: Viele Arbeitnehmer leiden unter der sprichwörtlichen E-Mail-Flut, die dadurch entsteht, dass E-Mail es sehr leicht macht, eine große Menge von Adressaten anzuschreiben, ohne sich groß darüber Gedanken machen zu müssen, wer welche informationen wirklich braucht. Die Frage, wie man vor lauter E-mails überhaupt noch zum Arbeiten kommt, ist mittlerweile _das_ Thema im Zeitmanagement.
Das Problem hätten Sie je nach Organisation der Schule auch bei Informationen auf Papier.
Beispiel W... (der bekannte Messenger-Dienst): die Klassenlehrerin(!) hat dringend davon abgeraten, eine Gruppe für die Klasse (oder die Eltern) einzurichten, Erfahrungen hätten gezeigt, dass das nur nervt (unzählige Nachrichten jeden Tag) und wenig bringt.
Da bin ich 100%ig bei Ihnen. Ich verwende im Schuldienst den bekannten "Was geht?"-Messenger konsequent nicht - sowohl aus datenschutzrechtlichen Gründen wie aus Gründen des Genervtseins.
Beim Portal erleben wir es jetzt so, dass fast jeden Tag eine E-Mail eintrifft, man sollte doch mal wieder in das Portal schauen, es gäbe etwas Neues. Dann schaut man ins Portal und stellt fest, ja es gibt was Neues, es betrifft uns aber nicht...
DAS ist in der Tat lästig - und sollte durch ein Gespräch mit der Schulleitung behebbar sein. Diese Mail möchte ich auch nicht jeden Tag im Postfach haben. Alternativ filtere ich sie heraus und lösche sie direkt.
Rechnen wir das mal durch: 1300 Schüler, jedes Elternpaar loggt sich 3-mal in der Woche ein, 5 Minuten pro Login, das sind 325 Stunden pro Woche an zusätzlichem Aufwand für die Eltern dafür dafür, dass die Schule (wenn es hoch kommt) eine Halbtagskraft einspart.
Sie sparen durch dieses Verfahren keine Arbeitszeit oder -kraft ein, denn die Infos müssen ja so oder so erstellt und hochgeladen werden. Das Einzige, das wegfällt, ist das Kopieren der Blätter und das Verteilen über die Klassenlehrer.
Dafür haben Sie aber eben keine Garantie dafür, dass die Infos der Schule auf Papier zu Hause wirklich ankommen.
Darüber hinaus ist das ja ein sehr konstruiertes Rechenbeispiel.
Ich könnte dagegenhalten: Wenn alle Eltern dreimal in der Woche ihr Kind fragen, ob es Post gab, dann die Post bekommen und lesen, das ebenso Zeit in Anspruch nimmt.
Spätestens bei dieser zugespitzten Kleinlichkeit dürfte klar werden, dass man sich darüber zwar aufregen kann, aber nicht zwingend muss (und ich würde es sicherlich selbst hier nicht tun).
Zusätzliche Funktionalität, wie z. B. die Buchung von Sprechstunden beim Elternsprechtag scheitert daran, dass sich (natürlich) alle Eltern sofort am ersten Tag nach der Freischaltung alle verfügbaren Termine gesichert haben, so dass schon am Abend des ersten Tag alles ausgebucht war. Jetzt werden wieder Listen zum Eintragen aufgehängt.
Also scheint die Schule selbstkritisch damit umzugehen und bei erwiesenen Problemen oder Unpraktikabilität auf "analog" zurückzuschalten. Immerhin.

@Tehlak

§44 SchulG besagt nichts über die Darreichungsform der Informationen. Die Schule kommt ihrer Informationspflicht nach. Und wir kennen das sicherlich alle, dass wir als Kinder solche Zettel erst Tage später irgendwo aus dem Nirwana unseres Ranzens gefischt haben und unseren Eltern gegeben haben. Die Kinder als Mittler einzusetzen würde ich sogar als größeren Unsicherheitsfaktor ansehen als der Einwand, dass elektronische Kommunikation noch nicht denselben Stellenwert wie Papierpost hat.
Bei Formularen und sonstigen Erklärungen durch die Eltern dürfte die Schule mit Sicherheit entweder noch auf Papier setzen oder aber den Eltern ein downloadbares Formular online zur Verfügung stellen, um der Schriftform zu genügen.

§44 SchulG würde ich §2 (3) entgegenstellen. Partnerschaftliche Zusammenarbeit setzt aktives Verhalten von beiden Partnern voraus - also m.E. auch, dass Eltern selbst nach Informationen suchen und sich diese beschaffen, wenn man weiß bzw. wissen kann, wo diese zu finden sind.

Mein Fazit aus dieser eigentlich ja juristischen Debatte ist, dass es keine Rechtsvorschrift gibt, die allgemeine Informationen der Schule exklusiv auf Papier vorsehen. Die Kenntnisnahme der Eltern kann ich mit keinem der beiden "Ausgabeverfahren" sicherstellen, wenn der Wille zur Kenntnisnahme nicht gegeben ist oder Kind oder Eltern es verschusseln, Informationen weiterzugeben oder sich selbstständig zu informieren.
Ich habe den Eindruck, dass der Wunsch nach Rundumversorgung ohne selbst einen Finger krumm zu machen für viele Eltern Anlass zur Kritik an elektronischen Verfahren ist, weil elektronische Übermittlung voraussetzt, dass die Eltern aktiv werden, wohingegen die analoge Übermittlung passiver verläuft - allenfalls mit der Frage "gab es heute Post von der Schule?".

Viele Grüße
Roderik
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