Schadensersatz Klage sinnvoll?

Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, Straf- und Ordnungswidrigkeitenverfahren

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hans123
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Schadensersatz Klage sinnvoll?

Beitrag von hans123 »

Hallo zusammen,

ich habe vor kurzem bei einem Online Autkionshaus eine Kamera für knapp 2200 Euro gekauft.
Verkäufer war ein Privater Verkäufer.
Nun wie es denn immer diese Leute gibt, die meinen Sie können einen linken schickte mir der Verkäufer die Kamera nicht.

Nun ist der Fall bei Internetauktionshaus [Name geändert] die kümmern sich darum. Zum Glück habe ich mit Internet-Zahlungs-Methode/Portal [Name geändert] bezahlt.

Da ich wirklich stinksauer bin und solche Leute nicht ungestraft davon kommen lassen will, überlege ich mir den Verkäufer auf Schadensersatz zu verklagen.

Nun ich habe noch nie jemanden verklagt. Könnt ihr mir sagen wie das vonstatten geht? Lohnt sich der Gang zur Polizei oder soll ich mir direkt einen Anwalt holen?
Wie wahrscheinlich kann man es einschätzen, dass der Verkäufer Schadensersatz sowie eventuelle Anwaltskosten tragen muss?
Ist es richtig, dass wenn der Verkäufer kein Geld hat, er auch nichts zahlen muss?

Hatte schonmal so einen Fall, bei dem das Verfahren einfach eingestellt wurde und ich nie Artikel & Geld wieder gesehen habe, weil beim Verkäufer nichts zu holen war.
juggernaut
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Re: Schadensersatz Klage sinnvoll?

Beitrag von juggernaut »

hans123 hat geschrieben:Ist es richtig, dass wenn der Verkäufer kein Geld hat, er auch nichts zahlen muss?
nein, natürlich nicht.
ob man geld hat oder nicht spielt für die frage, ob man zahlen muss, keine rolle.
es spielt nur eine rolle für die frage, ob tatsächlich gezahlt wird.


aber wir leben ja in einem rechtsstaat: wer kein geld hat, rennt zum amt und die fragen dann höflich, wieviel´s denn sein soll.
wenn man grieche ist, gibt´s gern mal auch ein bisschen mehr. und an ungeraden tagen muss man´s auch nicht zurückzahlen.



PS: der verkäufer wird sich aller wahrscheinlichkeit nach damit herausreden, dass die ware - kurz vor dem versand - kaputt gegangen ist.
juggernaut
Redfox hat geschrieben:Das ist ein Irrtum. Beamte arbeiten nicht. Sondern ... machen sonstwas. Aber arbeiten tun sie nicht.
hans123
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Re: Schadensersatz Klage sinnvoll?

Beitrag von hans123 »

PS: der verkäufer wird sich aller wahrscheinlichkeit nach damit herausreden, dass die ware - kurz vor dem versand - kaputt gegangen ist.
Aber selbst dann müsste er mir doch ein gleichwertiges Produkt zur Verfügung stellen oder ?


Weiterhin ist mir aufgefallen, dass der Verkäufer Bilder für die Auktion verwendet hat, von denen er nicht die Urheberrechte hat. Kann man hier zusätzlich von Täuschung ausgehen?
juggernaut
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Re: Schadensersatz Klage sinnvoll?

Beitrag von juggernaut »

hans123 hat geschrieben:Aber selbst dann müsste er mir doch ein gleichwertiges Produkt zur Verfügung stellen oder ?
warum? er hat ihnen doch eine konkrete kamera verkauft - wenn die weg ist, gibt es eben keine mehr.
juggernaut
Redfox hat geschrieben:Das ist ein Irrtum. Beamte arbeiten nicht. Sondern ... machen sonstwas. Aber arbeiten tun sie nicht.
hans123
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Re: Schadensersatz Klage sinnvoll?

Beitrag von hans123 »

und was ist mit dem kaufvertrag? verfällt der dann einfach?
Dummerchen
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Re: Schadensersatz Klage sinnvoll?

Beitrag von Dummerchen »

hans, du schmeisst hier munter Straf- und Zivilrecht durcheinander.

Schadensersatz ist eine Sache zwischen den Parteien, rein zivilrechtlich. Wenn du meinst, dir sei ein Schaden entstanden, dann musst du den genau bezifferten Betrag einfordern. Das geht per Mahnung, Mahnbescheid und/oder Gericht. Damit hat die Polizei aber nichts zu tun. Anwalt kann man einschalten, aber vorgeschrieben ist es nicht. Wer den Prozess verliert, muss offiziell alles zahlen. Aber wie Juggernaut bereits erwaehnte: versuch mal einem nackten Mann in die Tasche zu greifen.

Wenn du die Polizei einschalten willst, gibst du halt Anzeige auf und erklaerst denen, was deiner Ansich nach nicht korrekt gelaufen ist, dazu musst du nicht wissen, ob das vielleicht ein Betrug, eine Unterschlagung oder irgendwas anderes ist. Dann ermittelt die Polizei, die Staatsanwaltschaft schaut sich die Ergebisse an und - wenn sie meint, ausreichende Hinweise auf eine Straftat zu haben - erhebt Anklage. Sieht der Richter die Sache genauso wie die Staatsanwaltschaft, dann gibt es fuer den Verkaeufer eine Strafe. Falls du Glueck hast, darfst du bei der Verhandlung als Zeuge auftreten und kannst dem Verkaeufer mental eine lange Nase drehen. Hm, real auch, aber das koennte das Gericht als Anlass nehmen, dir ein Ordnungsgeld aufzuerlegen, ist also vielleicht nicht so empfehlenswert, wenn auch moeglicherweise recht befriedigend.

Was es nicht gibt, ist Schadensersatz durch die Polizei oder ein Strafgericht, als Ausgleich dafuer, dass du dich aergerst, weil du die Kamera nicht billig genug bekommen hast, sondern sie im Laden zum normalen Preis kaufen musstest.
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hans123
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Re: Schadensersatz Klage sinnvoll?

Beitrag von hans123 »

Heisst lieber Finger weg von Schadensersatzklage?

Ein Schaden ist für mich (wenn man mal ganz ganz kleinlig wäre) doch schon entstanden, ab dem Zeitpunkt ab dem ich das geld überwiesen habe, da die Zinsen von meinem Konto davon wegfallen.

Weiterhin bin ich freischaffender Künstler und verdiene mit dem Fotografieren Geld. Die Kamera wollte ich für ein Projekt nutzen mit dem ich logischerweise Geld verdient hätte.
Das Projekt kann ich jetzt knicken.

Zählen solche Argumente vor Gericht?

Habe vorhin ein wenig Gegoogelt und einen Artikel gefunden bei dem ein Käufer knappe 50000 Euro Schadensersatz bekommen hat, nur weil ihm der Verkäufer den Mähdrescher nicht für die 50 Euro verkauft hat für die er ihn ersteigert hat.

Hier ist dem Käufer an sich doch auch kein Schaden entstanden. Warum bekommt er dann Schadensersatz?
juggernaut
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Re: Schadensersatz Klage sinnvoll?

Beitrag von juggernaut »

hans123 hat geschrieben:Heisst lieber Finger weg von Schadensersatzklage?
keine ahnung. das entscheiden ja nicht wir, sondern du.
hans123 hat geschrieben:Ein Schaden ist für mich (wenn man mal ganz ganz kleinlig wäre) doch schon entstanden, ab dem Zeitpunkt ab dem ich das geld überwiesen habe, da die Zinsen von meinem Konto davon wegfallen.
korrekt. wäre zu ersetzen, wenn die sonstigen voraussetzungen vorliegen.
hans123 hat geschrieben:Weiterhin bin ich freischaffender Künstler und verdiene mit dem Fotografieren Geld. Die Kamera wollte ich für ein Projekt nutzen mit dem ich logischerweise Geld verdient hätte. Das Projekt kann ich jetzt knicken.
nicht zu ersetzen, nicht adäquat kausal verursacht. oder wusste der verkäufer, dass es darauf ankommen könnte, bevor der vertrag geschlossen wurde? i.ü. s.u.
hans123 hat geschrieben:Zählen solche Argumente vor Gericht?
vor gericht zählen argumente immer. ob sie am ergebnis was ändern steht auf einem anderen blatt.
hans123 hat geschrieben:Habe vorhin ein wenig Gegoogelt und einen Artikel gefunden bei dem ein Käufer knappe 50000 Euro Schadensersatz bekommen hat, nur weil ihm der Verkäufer den Mähdrescher nicht für die 50 Euro verkauft hat für die er ihn ersteigert hat.
mein gott, was ich alles gugeln könnte wenn ich wollte...
hans123 hat geschrieben:Hier ist dem Käufer an sich doch auch kein Schaden entstanden. Warum bekommt er dann Schadensersatz?
wahrscheinlich weil er einen sog. "deckungskauf" behauptet und bewiesen hat.

du hast eine kamera X zu 2.2000 gekauft und dein verkäufer hat trotz fristsetzung (!) nicht innerhalb der gesetzten frist (!) geliefert (und nein, der schnulli, den das internet-auktionshaus da veranstaltet, zählt nicht), woraufhin du dann nach dem ablauf der frist (!) vom vertrag nachweisbar (!) und ausdrücklich (!) zurückgetreten bist? na, dann kannst du dir jetzt diese kamera X woanders kaufen, und wenn sie woanders 2.800 kosten sollte, dann wären diese 600 differenz dein schaden. die kann man auch einklagen, und man bekommt auch das geld - wenn der verkäufer welches hat.

hättest du das übrigens getan, hättest du auch dein projekt (s.o.) machen können, weshalb dir dabei auch kein schaden entstanden sein kann, denn du hättest ja, wenn das projekt so wichtig war/ist, die 600 mehr investiert.
juggernaut
Redfox hat geschrieben:Das ist ein Irrtum. Beamte arbeiten nicht. Sondern ... machen sonstwas. Aber arbeiten tun sie nicht.
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