Beleidigungen am Arbeitsplatz

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Questions
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Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Questions »

Guten Morgen, folgender Fall liegt vor. Beim alltäglichen Austausch unter Kollegen ist es dazu gekommen, dass einem Mitarbeiter geantwortet wurde mit "Halten Sie den Mund!". Ist das als Beleidigung zu sehen? Sollte der Betriebsrat informiert werden? Der Mitarbeiter sprach über die Arbeit, die immer wieder von ihm nachgefragt wird.

Danke.
fodeure
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von fodeure »

Nein, das ist keine Beleidigung. Ob man sich wegen einer solchen Lappalie beim Betriebsrat ausheulen will, muss man selbst wissen.
FM
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von FM »

Abgesehen davon, dass eine Beleidigung anders klingen würde, kann der Betriebsrat hier auch nicht mehr machen als den Arbeitgeber aufzufordern für Unterlassung zu sorgen. Das kann man auch selbst.

Bei einer echten Beleidigung könnte man z.B. Strafantrag stellen (bei der Polizei).
winterspaziergang

Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von winterspaziergang »

FM hat geschrieben: 23.07.21, 08:07 Abgesehen davon, dass eine Beleidigung anders klingen würde, kann der Betriebsrat hier auch nicht mehr machen als den Arbeitgeber aufzufordern für Unterlassung zu sorgen. Das kann man auch selbst.
richtig, rechtlich betrachtet, hat der so "angegangene" das Recht selbst zu sagen, dass das nicht in Ordnung ist und der so sich äußernde das zu unterlassen habe.
Wobei man den Satz losgelöst vom Kontext auch überbewerten, missverstehen bzw. eigentlich gar nicht einschätzen kann. Gut, respektvolle Kommunikation sieht anders aus, aber der so angegangene übersieht u.U. wie er sich zuvor geäußert hat und was den besagten Kollegen zu dieser Äußerung veranlasst hat.

Man sollte als AN, der ein wenig ernst genommen werde, überlegen, mit welchem Anliegen man zum Betriebsrat läuft. "Der Peter hat gesagt, ich soll den Mund halten" erinnert etwas an Kita.
Tastenspitz
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Tastenspitz »

Das es keine Beleidigung ist sehe ich auch so.
Ansonsten würde ich mich als Betroffener mit dem Kollegen im Beisein des Vorgesetzten kurz unterhalten.
Wer für generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Autobahnen ist, hebe bitte den rechten Fuß.
Für individuelle Rechtsberatung bitte "ALT" und "F4" auf der Tastatur gleichzeitig drücken.
Chavah
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Chavah »

Nicht jede Unmutsäußerung ist eine Beleidigung im strafrechtlichen Sinne. Und nicht in jede Banalität müssen Betriebsrat, Abteilungsleiter, Chef eingebunden werden. Wann sollen die eigentlich alle ihren Job erledigen? Wenn einen das so erschüttert, was da gesagt wurde, würde ich persönlich den Kontakt zum "Täter" suchen, erklären, dass man in Zukunft nicht mehr so behandelt werden will, und dann ist die Sache erledigt.

Chavah
Evariste
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Evariste »

Hm.

Juristisch wird eine Beleidigung definiert als "die Kundgabe der Missachtung bzw. Nichtachtung einer Person". Ich würde sagen, die Bewertung einer Äußerung "Halten Sie den Mund" hängt von den Umständen ab.

Hierzu 2 Beispiele:

Wenn der A ständig quasselt, so dass B nicht zu Wort kommt und dann B, vielleicht nach mehreren vorangegangenen Versuchen, den A auf höfliche Weise zu unterbrechen, sagt "Jetzt halten Sie aber mal einen Moment den Mund!", dann ist das sicher keine Beleidigung.

Wenn B in eine Verkehrskontrolle gerät und den Polizisten, der ihn kontrolliert, mit "Ach, halten Sie den Mund!" anspricht, könnte das sehr wohl eine Beleidigung darstellen.

Allerdings, selbst wenn man zum Ergebnis kommt, es liege eine Beleidigung vor, weiß nicht, was der Betriebsrat damit zu tun hat.
Questions
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Questions »

Wie sieht es mit 'Meckerziege' aus? 'Kollege xy ist eine Meckerziege'. Das ist schon recht eindeutig und für eine Person unangemessene Betitelung. Ich finde, das kommt schon als Beleidigung rüber.
lottchen
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von lottchen »

"Der Peter hat gesagt, ich bin eine Meckerziege"
klingt irgendwie auch nicht anders als
"Der Peter hat gesagt, ich soll den Mund halten".

Was will der (angeblich) Beleidigte denn eigentlich erreichen? Dass sich der Kollege entschuldigt? Dass er abgemahnt oder gekündigt wird? Dass er Schmerzensgeld zahlt?

Wenn man sich beleidigt fühlt geht man zu dem Kollegen und sagt dem das. Oder wenn das nichts bringt zum Vorgesetzten und bittet den auf den Kollegen einzuwirken, dass solche Aussagen nicht mehr getätigt werden. Ich würde müde lächeln bei solchen Betitelungen, andere Menschen wie der TE scheinen da irgendwie ein größeres Problem damit zu haben.
winterspaziergang

Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von winterspaziergang »

Questions hat geschrieben: 24.07.21, 09:26 Wie sieht es mit 'Meckerziege' aus? 'Kollege xy ist eine Meckerziege'. Das ist schon recht eindeutig und für eine Person unangemessene Betitelung. Ich finde, das kommt schon als Beleidigung rüber.
:roll: wie es aussieht: zunächst mal ein etwas anderer Sachverhalt, als der eingangs geschilderte.

Wenn man schon meint, man sei beleidigt worden , muss man ja hier nicht mehr so lange fragen und was Neues schildern, bis man recht bekommt.

Berechtigte Frage zum rechtlichen Anliegen: was möchte der fiktive Kollege denn erreichen?
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Questions »

Der fiktive Mitarbeiter möchte in der Hinsicht gar nichts erreichen. Man kann ja schon denken was man will über jemanden. Ob man es unbedingt ständig sagen muss, ist die andere Frage...kommt irgendwie nicht gut.
Danke :daumenhoch
winterspaziergang

Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von winterspaziergang »

Questions hat geschrieben: 25.07.21, 08:32 Der fiktive Mitarbeiter möchte in der Hinsicht gar nichts erreichen. Man kann ja schon denken was man will über jemanden. Ob man es unbedingt ständig sagen muss, ist die andere Frage...kommt irgendwie nicht gut.
Danke :daumenhoch
nun, rechtlich gesehen ist es dann so zu beantworten: Der fiktive Kollege mit den Kommentaren kann diese machen. Je nachdem, in welchem Kontext und was dem vorausgegangen ist, ist es nicht mal zu beanstanden. Das Recht, dass alle nur in wohlformulierten Sätzen mit einem reden, hat man nicht, weder juristisch, noch moralisch/ethisch betrachtet.

Am Rande: Wenn ein Kollege einem etwas "ständig sagen muss", kann es am Kollegen liegen, der irgendwie merkwürdig drauf ist, es lohnt sich aber auch zu überlegen, warum er ständig dermaßen genervt von einem ist. Aber das ist eine zwischenmenschliche und keine rechtliche Frage. :zuprost
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Questions »

:daumenhoch :liegestuhl:
Evariste
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Evariste »

Jemanden als "Meckerziege" anzusprechen, dürfte tatsächlich den Tatbestand der Beleidigung erfüllen, da es sich hier um ein Schimpfwort handelt, vergleichbar der "blöden Kuh" oder dem "dummen Huhn". Da braucht man nicht mehr groß zu hinterfragen, warum jemand als "Meckerziege" bezeichnet wird, hier wurde eindeutig eine Grenze überschritten. Neben dem Beleidigungsgehalt ist das Wort, wenn es für weibliche Kollegen gebraucht wird, auch noch sexistisch.

Es gibt einen interessanten Wikipedia-Artikel zu dem Thema, https://de.wikipedia.org/wiki/Zicke_(Schimpfwort).
´
Zicke ist laut Duden in der Gegenwartssprache eine abwertende Tiermetapher, die als Schimpfwort insbesondere gegen Mädchen und Frauen benutzt wird, die aus Sicht des Sprechers Schwierigkeiten („Zicken“) machen, d. h. „zicken“. Damit wird ein Abweichen von bestehenden Geschlechterrollen-Stereotypen in Konfliktsituationen negativ hervorgehoben und dadurch „delegitimiert“, d. h., dem Verhalten wird die Rechtmäßigkeit abgesprochen. Es geht insofern um Verhaltensweisen, die vom bestehenden Geschlechtshabitus abweichen und dadurch bestehende Machtverhältnisse in Frage stellen.
...
„Meckerziege“ ist aufgrund dieses Kontexts auch eine der zahlreichen Varianten des Schimpfwortes.
...
Die Beleidigungen „Zicke“ oder „zickig“ werden vor deutschen Gerichten regelmäßig mit Geldstrafen geahndet und der geschädigten Person häufig auch Schmerzensgeld zugesprochen.
Questions
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Re: Beleidigungen am Arbeitsplatz

Beitrag von Questions »

Ich vermute, dass das schon so umgangssprachlich abgestumpft ist, dass es als Normalität empfunden wird, wenn man jemanden mit Zicke, Meckerziege o. Ä. Betitelt. Klar kann man sich mal ärgern und Frust ablassen und es dann auch passieren, dass jemand als Zicke empfunden wird und es auch offen so heraus sagt. Wenn man aber bedenkt wieviel Dinge nicht so laufen wie man gern hätte, wäre man ja ständig auf diesem sprachlichen Niveau unterwegs.
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