Arbeitskollege droht mit Integrationsbehörde

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Gnidel
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Arbeitskollege droht mit Integrationsbehörde

Beitrag von Gnidel »

Hallo in die Runde...
Achtung längerer Text! :)
Grob im Überblick: Mir macht ein Arbeitskollege das Leben schwer und schickt mir jetzt die Integrationsbehörde auf den Hals.. :(

Vor einigen Monaten wurde bei uns ein neuer Arbeitskollege eingestellt...schon etwas älter, einige Gebrechen, kann nicht mehr voll arbeiten...sagte er...keiner von den Kollegen in meiner Abteilung hat damit ein Problem, wir (und auch ich) helfen jedem, der im vorbei gehen eine helfende Hand benötigt oder schwere Arbeit vor sich hat..
so weit, so gut, alles kein Problem. Eigentlich...

Nun hatte sich das Blatt aber ziemlich zügig gewendet, aus meiner ab und zu angeboten Hilfe wurde mir ein Strick gedreht. Damals dachte ich, der hat vielleicht nur ein Frauenproblem.... man weiß ja nicht..

(Zur Info nebenbei..Ich arbeite als Frau in einem "Männerberuf", kann man so sagen, weil es hier fast nur Männer sind, und sonst auch nur Männer, die zb Stapler fahren...damit hatte bis vor kurzem auch keiner ein Problem, weil ich meine Arbeit genauso gut erledige :D )

Alles begann damit, das der neue Kollege anfing, mich permanent verbal anzugehen. (Der neue Kollege erledigt bei uns den Job des Hausmeisters. ) Das Verbale war äußerst laut, frauenfeindlich und unsachlich.
Da ich durch meine Position der Warenverteilung in der Firma überall fahren muss, war ich eben auch gezwungen, ihm zu erklären, das ich an manchen Tagen mit 6 Meter Paletten durch diverse Tore muss und der Hausmeister in dem Moment eben nicht die davor liegenden Regenrinnen aufrupfen kann. Das jetzt nur als Beispiel, man muss eben manchmal mit seinen Kollegen sich absprechen, ist ja auch normal- aber in diesem Fall unmöglich.

Der Hausmeister ist wegen irgendwelchen unerklärlichen Gründen permanent bei der Geschäftsführung, beschwert sich über alles mögliche, kreidet Kollegen an und versucht mittlerweile speziell mich ständig dort schlecht zu machen (nicht nur dort , dazu gleich mehr). Die Tagesaufgabe des Hausmeisters besteht mittlerweile auch nur noch darin, vor dem Geschäftsführer Büro zu fegen, jeden Tag, ununterbrochen. Da wird er schließlich gesehen, was für ein fleißiger Mensch er ist. Total Quatsch, unsere Firma ist riesig, er hätte genug woanders zu tun...wir erledigen den Rest für ihn, aber soll er machen, stört im Grunde auch keinen.

Es folgten beschwerliche Wochen, in denen ich und einige Kollegen abgewunken haben mit der Hoffnung, die ganze Sache wird sich irgendwann beruhigen...
Es folgten einige Gespräche mit dem Geschäftsführer, in denen ich immer den kürzeren zog, kaum eine Möglichkeit mich zu erklären oder im Ruhigen zu reden, der Hausmeister flippt immer sofort aus - aber das stört die Geschäftsführung nicht...der arme alte Mann... :?

Dann aber fing der Hausmeister irgendwann an auf Leute zuzugehen (Fahrer, Vertreter, Arbeiter von der Müllabfuhr usw... innerbetriebliche und Fremde ) und erzählt dort, ich sei geistesgestört, gehöre eingesperrt, ich wollte ihn überfahren... er beantragt eine Körperkamera ??? und möchte mich vor die Staatsanwaltschaft ziehen. Hääää ja nun gut, soll er machen, dachte ich mir...habe mir ja nichts vorzuwerfen.

Das Problem ist aber, das es ihm an schauspielerischer Leistung überhaupt nicht mangelt. Man könnte meinen, er führe jedesmal ein kleines Theaterstück auf.. und natürlich spricht sich so eine üble Nachrede mehr als schnell herum. Mittlerweile auch außerhalb der Firma.. finde ich ganz prima. Und die Geschäftsleitung winkt das ganze ab..

Mittlerweile weitet er aber seine Sticheleien und Nachreden auf andere Abteilungen aus, und die Nachreden erreichten schnell die Leute außerhalb der Firma. Klärende Gespräche mit der Geschäftsführung und der Personalabteilung haben überhaupt nichts gebracht- im Gegenteil...das wäre eben so, weil er einen Gewissen Grad an Behinderung hat...warum auch immer, ist mir egal - aber das stellt in meinen Augen keinen Freifahrtschein für solche Verleumdungen und Nachreden dar???!

Ich versuche auf Anweisung der Geschäftsführung den Hausmeister zu ignorieren, Grüße ihn nicht mehr, fahre in ganz großen Bogen um ihn rum...aber er hört nicht auf.

Selbst als ich Urlaub hatte, ging er zu den Kollegen und stichelte gegen mich. Er meinte, ohne mich wäre hier alles viel schöner usw. Einer meiner Kollegen bat ihn darauf hin, das zu unterlassen und fragte, wo denn überhaupt das Problem liegt. Darauf hin ist der Hausmeister wieder sofort ausgeflippt und wurde handgreiflich.

Auch das interessiert die Geschäftsleitung nicht. Der Hausmeister erzählte dort seine Version der Geschichte und dem wurde Glauben geschenkt.

Nun kam es soweit, das diese ganzen Nachreden und Verleumdungen ganz große Kreise außerhalb der Firma gezogen hatten.
Leute sprachen mich an, was denn da los sei usw.
Und wie es irgendwann kommen musste, wurde der Hausmeister von einer Person außerhalb der Firma drauf hingewiesen, mich in Ruhe zu lassen.

Ohne Umwege wandte der Hausmeister sich wieder an die Geschäftsleitung und an die Integrationsbehörde. (Bis dahin wusste ich nicht mal, was diese Behörde macht) Ich habe jetzt eine Abmahnung, weil durch das hinweisen an den Hausmeister durch fremde Person wurde der innerbetriebliche Frieden gestört...so die Erklärung. Toll. Das aber der Hausmeister meinen Frieden in und außerhalb der Firma stört, interessiert keinen?? Ich bin mittlerweile auf dem Stand, das ich keine Nerven mehr habe für diesen Zirkus und kündigen möchte sobald ich etwas anderes habe..ich habe auch um die Kündigung gebeten, das der sogenannte Firmenfrieden zugunsten des Hausmeisters wieder zustande kommt, dem wurde aber nicht stattgegeben.

Gleichzeitig wurde mit gesagt, das die Integrationsbehörde eingeschaltet wurde durch den Hausmeister und definitiv auf mich zukommt. Ende des Gesprächs. Super :?:

So, ganz lange Rede - kurzer Sinn....

Ich habe überhaupt kein Problem mit Menschen, die in irgendeiner Weise eine Behinderung haben.
Aber ich habe mittlerweile ein riesen Problem damit, dass andere (in dem Fall ich hauptsächlich) unter deren Theater leiden.
Eine Behinderung oder eine Integrationsbehörde kann doch nicht ein Freifahrtschein für diese ganzen Sachen sein???

Ich weiß nicht, was diese Behörde macht, klar ich habe gegoogelt, aber was das für mich heißt, weiß ich nicht. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich noch machen soll..

Ich spiele mit dem Gedanken, Anzeige zu erstatten, einen Anwalt einzuschalten, sofort zu kündigen...ich weiß nicht...meine Nerven sind auch nicht unendlich :?

Vielleicht hat jemand ähnliches erlebt oder Erfahrungen oder Tipps? :thanksalot

Ach ja...und wie ist die Rechtslage?
Oktavia
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Re: Arbeitskollege droht mit Integrationsbehörde

Beitrag von Oktavia »

In so einem Fall sollte man sich Verbündete suchen. Betriebsrat, Gleichstellungsbeauftragte (im Unternehmen, oder die Kommunale).
Das Integrationsamt ist in so einem Fall doch nicht zuständig. Mir fällt jedenfalls nichts im SGB IX ein was hier greifen könnte.

Analyse: Es gibt einen Konflikt der mittlerweile eher eine Mobbingsituation ist. Der Arbeitgeber will die Situation nicht auflösen bzw. gewährt keinen Schutz.
Wie wäre es mit einem Mobbingtagebuch?
Was sagen denn die Kollegen? Wie positionieren sie sich?
Die Abmahnung verstehe ich nicht. Wenn jemand außerhalb der Firma dem Hausmeister sagt dass er eine Mitarbeiterin in Ruhe lassen soll, dann hat die Mitarbeiterin da wenig Einfluss drauf. Welches Verhalten soll sie denn ändern?
Eine Behinderung ist kein Freifahrtschein...
Es ist komisch wenn eine Geschäftsleitung nicht einschreitet wenn Betriebsintene Konflikte nach außen getragen werden.
"Alte Leute sind gefährlich; sie haben keine Angst vor der Zukunft."
George Bernard Shaw

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Re: Arbeitskollege droht mit Integrationsbehörde

Beitrag von ktown »

Man sollte mal den Behindertenstatus des Hausmeisters außenvor lassen und nochmals letztmalig das Gespräch mit den Personalverantwortlichen suchen. Hier würde ich den Hinweis geben, dass seitens des Hausmeisters Verleumdungen, üble Nachrede und Mobbing im Raum stehen (was ja Kollegen bestätigen könnten) und sollte hier seitens der Verantwortlichen nicht was unternommen werden, man dies anwaltlichen prüfen lässt.
Ich denke das, spätestens bei der Nennung eines Anwalts, Bewegung reinkommt.
Alles, was ich schreibe, ist meine private Meinung.

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"Durch Heftigkeit ersetzt der Irrende, was ihm an Wahrheit und an Kräften fehlt" Zitat Goethe
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Re: Arbeitskollege droht mit Integrationsbehörde

Beitrag von Evariste »

Ich denke, als erstes sollte man sich um die Abmahnung kümmern. So etwas darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen, es kann der erste Schritt zu fristlosen Kündigung sein, auf jeden Fall bleibt die Abmahnung aber für viele Jahre in der Personalakte.

Und dieses "Kümmern" würde ich nicht ohne Anwalt tun. Der Anwalt kann prüfen, ob die Abmahnung berechtigt ist und wenn sie nicht Ordnung ist (da sind mehrere Gründe möglich, z. B. wenn die Abmahnung zu unbestimmt ist, was hier der Fall sein könnte), kann man die Entfernung aus der Personalakte verlangen und dies auch einklagen. Und auch wenn man den Rechtsweg nicht bestreiten will, kann man zumindest eine Gegendarstellung abfassen, die dann auch in die Personalakte kommt.

Was die Frage nach dem Integrationsamt angeht, das einzige, was ich mir vorstellen kann, ist, dass das Integrationsamt wohl auch den Arbeitgeber und den BR berät. Und im Rahmen dieser Beratungsfunktion könnte das Amt auch mal mit der "bösen Kollegin" sprechen wollen, um sich ein Bild zu machen. Es gibt aber m. E. keine Verpflichtung für die AN, auf so ein Gespräch einzugehen, wenn sie nicht will. Insbesondere, wenn die AN plant, gegen die Abmahnung vorzugehen. Auch hierzu könnte man den Anwalt fragen.
FM
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Re: Arbeitskollege droht mit Integrationsbehörde

Beitrag von FM »

Evariste hat geschrieben: 24.09.21, 15:13 Und dieses "Kümmern" würde ich nicht ohne Anwalt tun. Der Anwalt kann prüfen, ob die Abmahnung berechtigt ist und wenn sie nicht Ordnung ist (da sind mehrere Gründe möglich, z. B. wenn die Abmahnung zu unbestimmt ist, was hier der Fall sein könnte), kann man die Entfernung aus der Personalakte verlangen und dies auch einklagen.
Wobei man den Anwalt aber bezahlen muss, auch wenn man das Verfahren gewinnt. So um die 1.000 Euro sollte man da schon einkalkulieren.

Das betrifft das Verfahren gegen den Arbeitgeber wegen der Abmahnung. Ich hab jetzt den ewig langen Ausgangstext nicht vollständig gelesen, aber denkbar wäre natürlich eine weitere Klage auf Schadensersatz wegen Verleumdung gegen den Kollegen. Zivilrechtlich wäre hier aber ebenfalls das Arbeitsgericht zuständig (§ 2 Abs. 1 Nr. 9 ArbGG), also müsste man auch in diesem Verfahren auch im Erfolgsfall den Anwalt selbst bezahlen (§ 12a Abs. 1 ebd.).

Da könnte es sinnvoller sein, gegen den vermeintlichen Übeltäter erst einmal Strafantrag wegen Verleumdung/Übler Nachrede zu stellen. Das kostet nichts. Falls er vom Strafgericht verurteilt wird, wird der Arbeitgeber wahrscheinlich die auf den als falsch erwiesenen Aussagen beruhende Abmahnung von sich aus entfernen.

Der Schuss kann aber auch nach hinten losgehen, falls das Gericht feststellt: der andere hatte Recht.
Evariste
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Re: Arbeitskollege droht mit Integrationsbehörde

Beitrag von Evariste »

FM hat geschrieben: 24.09.21, 19:54 die auf den als falsch erwiesenen Aussagen beruhende Abmahnung
Ob die Aussagen des Hausmeisters überhaupt falsch sind? Davon steht da nichts.
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