Pflicht KZ-Besuch

politische Aspekte von Rechtsprechung und Gesetzesvorhaben; rechtliche Aspekte von politischem Agieren

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Pirate
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Re: Pflicht KZ-Besuch

Beitrag von Pirate »

Kaum dem Bombenhagel entflohen dann ab zur Führung in ein KZ. Damit man gleich weiß, was hier früher so los war. Ist für den mühsam dem Tode entronnen Flüchtling sicherlich auch beruhigend.
Chavah
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Re: Pflicht KZ-Besuch

Beitrag von Chavah »

@ pirate: wie viele von denen, die hier jetzt leben, sind denn wirklich dem Bombenhagel entflohen? Insbesondere dem Bombenhagel in Tunesien, Marokko u.s.w. ? Wenn ich hier leben will, dann muss ich mich auch mit Geschichte, Kultur befassen, mich integrieren lassen. Und dazu gehören auch Themengebiete, die mir vielleicht nicht passen. Ob ein KZ-Besuch sinnvoll ist, das wage ich zu bezweifeln, ich halte andere Wege für sinnvoller (s.o.).

Mir bereitet Sorge, wie hier wohl auch einigen, dass man Antisemitismus/Rassismus in Deutschland wieder offen und voll ausleben kann, ohne dass was passiert. Unter Tolerierung von Allgemeinheit und den Strafverfolgungsbehörden.

Chavah
Oktavia
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Re: Pflicht KZ-Besuch

Beitrag von Oktavia »

windalf hat geschrieben:Das stimmt nicht. Wenn man das wollte könnte man es machen. Man muss es dann eben nur entsprechend konsequent umsetzten und es nicht bei einer Pflicht belassen deren Nichteinhaltung nicht oder nur wenig sanktioniert wird. Ist halt nicht für 0 EUR zu haben...
Könnte man machen, wäre aber nicht sinnvoll. Zwinge Menschen und sie werden Widerstand leisten. Überzeugen ist der richtige Weg.
windalf hat geschrieben:Nix. Ich halte es in einer liberalen Gesellscahft sogar für falsch die Auswitzlüge unter Strafe zu stellen. Unter Strafe gestellt werden sollten Handlungen und nicht irgendwelche (falschen) Meinungen.
Ich finde es auch in einer freiheitlichen Gesellschaft in Ordnung solche Handlungen/Äußerungen unter Strafe zu stellen. Bewusste, manipulierende Lügen in einem solchen Ausmaß dienen dem Zweck andere Menschen in ihren Rechten und in ihrer Freiheit einzuschränken. Die Auschwitzlüge hat eben andere Hintergründe als die Mondlandungslüge.
windalf, nur weil du dich hier als unangreifbar darstellst (Super Job, Spitzenfachkraft, keine Angriffsflächen bei Kindern, Beziehung, Religion, Mitgefühl), kann es dich doch treffen. Unter Mao wärst du des Todes gewesen. Bei jedem von uns findet sich irgendetwas was als Feindbild hergenommen werden kann. Juden und Muslime sind grade so wunderbar abgrenzbare und angreifbare Menschengruppen.
windalf hat geschrieben:So nach dem Motto. Du weist jetzt wenn du einem Juden was antust dann karren wir dich zurück in dein Land. Egal ob dir da die Todesstrafe droht oder nicht. Du weißt jetzt Bescheid. Entscheide selbst wie du dich verhälst und lebe mit den Konsequenzen deiner Entscheidung... Demjenigen hingegen zu sagen du musst jetzt Juden mögen weil denen Unrecht angetan wurde ist nahezu lächerlich. Als ob man bestimmen kann wer wen zu mögen hat und mit wem Mitleid haben muss....
Man kann nicht bestimmen wer wen zu mögen hat. Man kann jedoch Menschen zu einer offenen Gesellschaft erziehen. Was tut man denn mit den Deutschen die Juden etwas antun? Die können wir einsperren aber das ändert nichts an deren Meinung dass Juden minderwertig sind.
"Alte Leute sind gefährlich; sie haben keine Angst vor der Zukunft."
George Bernard Shaw

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windalf
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Re: Pflicht KZ-Besuch

Beitrag von windalf »

Könnte man machen, wäre aber nicht sinnvoll. Zwinge Menschen und sie werden Widerstand leisten. Überzeugen ist der richtige Weg.
Darum ging es aber nicht. Frau Staatssekretärin Sawsan Chebli hat gefordert es müsse eine Pflicht geben. Eine Pflicht kann nur so gut sein wie der Zwang der dahintersteht. Sonst ist es keine Pflicht.
Was tut man denn mit den Deutschen die Juden etwas antun? Die können wir einsperren aber das ändert nichts an deren Meinung dass Juden minderwertig sind.
Eben es ist schwachsinnig zu versuchen die umerziehen zu wollen. Das funktioniert eh nicht. Man kann nur entsprechende Handlungen bestrafen. Die bleiben dann zwar bei ihrer Meinung aber unterlassen entsprechende Handlungen wenn entsprechede Strafen drohen.
Bewusste, manipulierende Lügen in einem solchen Ausmaß dienen dem Zweck andere Menschen in ihren Rechten und in ihrer Freiheit einzuschränken.
Das tut es nur, wenn man rechtsfreie Räume zulässt und nicht genug Kapazitäten hat um entsprechende Handlungen zu verfolgen/zu unterbinden.
windalf, nur weil du dich hier als unangreifbar darstellst (Super Job, Spitzenfachkraft, keine Angriffsflächen bei Kindern, Beziehung, Religion, Mitgefühl), kann es dich doch treffen.
An welcher Stelle habe ich das jemals behauptet. Ich habe keinen "Super Job". Ich gehe arbeiten um Geld zu verdienen. Ich bin auch keine Spitzenfachkraft. Ich tue soviel wie ich muss, dass der Kunde zufrieden ist. Ich bin nicht kinderlos und lebe seit Jahrzenten in einer Beziehung. Wieviel Religion und Mitgefühl jemand haben will kann er ganz einfach von heute auf morgen selbst entscheiden... Totalen Blödsinn den du da zusammenfabulierst.
Juden und Muslime sind grade so wunderbar abgrenzbare und angreifbare Menschengruppen.
Ich habe nichts gegen Juden. Ich habe auch nichts gegen Muslime. Das mag sein. Mir waren Nationalität schon immer egal. Ich diskriminere nur nach sozialem Status (also kostet der mich was oder nicht). Das schneiden Juden tendenziell eher deutlich besser ab als viele Muslime. Warum sollte ich also was gegen Juden haben?
...fleißig wie zwei Weißbrote
0x2B | ~0x2B
Zitat Karsten: Das beweist vor Allem, dass es windalf auch nicht gibt.
Pirate
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Re: Pflicht KZ-Besuch

Beitrag von Pirate »

Chavah hat geschrieben:@ pirate: wie viele von denen, die hier jetzt leben, sind denn wirklich dem Bombenhagel entflohen? Insbesondere dem Bombenhagel in Tunesien, Marokko u.s.w. ?
Ich bin bisher davon ausgegangen, dass Grundlage für Asyl oder subsidiären Schutz und damit für für den Aufenthalt eine lebensbedrohliche Notsituation (Bürgerkrieg oder hinreichende politische Verfolgung) ist.
FM
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Re: Pflicht KZ-Besuch

Beitrag von FM »

Ein Dauerproblem ist halt, dass Kritik am Staat Israel und an dessen Politik oft bereits als Antisemitismus verstanden wird. Freilich trifft oft beides gleichzeitig zu, aber eben nicht immer. Wenn ein Araber die Lebensbedingungen in den Palästinensergebieten, die Bombardierungen dort oder die Siedlungspolitik kritisiert, muss er nicht zwingend Antisemit sein. Und um diese Themen dürfte es gerade Arabern in erster Linie gehen.

Ein Anlass war ja das Verbrennen von israelischen Staatsflaggen in Berlin. Staatsflaggen eben. Dass diese gleichzeitig das Symbol der Religion enthalten, ist ja eine Entscheidung dieses Staates (ähnlich in der Türkei, sogar zu laizistischen Zeiten). Wenn jemand die Flagge der USA oder der BRD oder des UK verbrennt, würde man ihn weder als anti-weißen Rassisten noch als antichristlich bezeichnen. Das ist dann erst mal nur eine Äußerung gegen den jeweiligen Staat oder seine Politik.

Wenn beim Verbrennen israelischer Flaggen aber gleichzeitig Parolen gegen das Judentum gerufen werden, gilt diese Unterscheidung natürlich nicht mehr. Dann ist derjenige - auch - Antisemit.
Chavah
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Re: Pflicht KZ-Besuch

Beitrag von Chavah »

@ FM: was können die Israelis dafür, dass ein durchgeknallter Präsident die Botschaft seines Landes verlegt? Weder die Juden noch Israel.

Das Problem ist doch, dass Rassismus in Deutschland wieder öffentlich ausgelebt wird. Dass "Jude" wieder ein Schimpfwort ist, was offen benutzt wird. Ganz besonders von Menschen, die eben hier Schutz suchen, und das geht gar nicht. Ein Beispiel: auf der Gass in meiner Stadt kam es zu einer Prügelei. Drum herum standen einige sehr verschleierte Frauen, einige Männer prügelten sich. Es wurde in Richtung Opfer, welches schon auf der Straße lag skandiert "Du bist kein Mann, du bist kein Mann, du bist ein Jude." Die Polizei meinte, sie müsse nicht eingreifen, sei doch nicht schlimm.

Ich denke, dass wir mit der Vermittlung unserer Vergangenheit einen Einstieg schaffen. Mit Sicherheit nicht von allen, aber wir haben die Mittel, dass sie sich auch damit auseinandersetzen müssen. Und diese Menschen müssen auch kapieren, dass man in ihrem Heimatland, woimmer sie herkommen, vielleicht Jude oder Nigger als Schimpfwort gebrauchen kann, dass das bei uns aber gar nicht geht.

Chavah
fodeure
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Re: Pflicht KZ-Besuch

Beitrag von fodeure »

Pirate hat geschrieben:Ich bin bisher davon ausgegangen, dass Grundlage für Asyl oder subsidiären Schutz und damit für für den Aufenthalt eine lebensbedrohliche Notsituation (Bürgerkrieg oder hinreichende politische Verfolgung) ist.
Bürgerkrieg oder Krieg sind keine Asylgründe. Flüchtlinge aus entsprechenden Gebieten erhalten nur einen Duldungsstatus für den Zeitraum in dem in ihrer Heimat Krieg herrscht.
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