Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

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ktown
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Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von ktown »

:oops: OK
Ich hab mich zu sehr an der Hausarbeit orientiert.
Alles, was ich schreibe, ist meine private Meinung.

Gesetze sind eine misslungene Kreuzung aus dem Alphabet und einem Labyrinth.
"Durch Heftigkeit ersetzt der Irrende, was ihm an Wahrheit und an Kräften fehlt" Zitat Goethe
Luan
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Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von Luan »

Was spricht dagegen, auch schon jüngeren Schülern deutlich bewusst zu machen, dass ein Abschreiben aus dem Internet nicht eine ausreichende Bearbeitung einer Aufgabe ist?

Gerade bei Lesetagebüchern ist die Verlockung groß, sich erst mal im Internet zu informieren, einen Text dann zu kopieren, und schön bunt und mit vielen Schriftarten und -schnörkeln gestaltet, auf ein Plakat zu kleben. Da ist das Erstaunen dann groß, wenn die Lehrkraft sich weigert, dieses Copy & Paste als Bearbeitung der Aufgabe anzuerkennen.

(Den Vergleich: "Hättest du vom Nachbarn abgeschrieben, hättest du auch eine 6 bekommen", verstehen auch jüngere Schüler (und deren Eltern...). Aber jüngere Schüler (gefühlt so bis Ende Klasse 6) haben diesen Abstraktionsgrad noch nicht, dass aus dem Internet abschreiben eben auch nur Abschreiben ist.)

Wer als Schüler eine solche Eigenständigkeitserklärung unterschreiben soll (und dies vor Beginn der Bearbeitung weiß & den Hintergrund erläutert bekommt), denkt vielleicht ein Mal häufiger darüber nach, ob er wirklich aus dem Internet Texte kopieren sollte. Hier geht es eher um den pädagogischen Wert (denn die 6 gibt es beim Abschreiben auch ohne die Erklärung).
Roderik
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Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von Roderik »

In NRW schreiben die meisten Schüler in der Q1 eine so genannte "Facharbeit", die eine Klausur, in diesem Fall die erste des zweiten Halbjahres ersetzt.
An vielen Schulen, wenn nicht sogar allen, ist die Eigenständigkeitserklärung formaler Bestandteil der Facharbeit.

http://www.amg-bensberg.de/schuler/ober ... rbeit/#nr1 um nur ein Beispiel zu nennen.

An allen Schulen wird über den rechtlichen Rahmen der Facharbeit aufgeklärt, in der heutigen Zeit insbesondere über Plagiate.
Somit sind die Schüler zum einen Über die Modalitäten von Täuschungsversuchen in der Facharbeit aufgeklärt und können somit auch die Folgen unerlaubten Handelns übersehen, auch wenn sie sie allzu oft nicht ernst nehmen.

Laut Schulministerium werden die konkreten Bedingungen für die Facharbeit von den Schulen festgelegt. Eine Eigenständigkeitserklärung ist weder eine Zumutung noch ein unzulässiges "Rechtsgeschäft". Auch Begriffe wie "Nötigung" sind hier völlig fehl am Platze. Im Rahmen der Erziehungs- und Bildungsarbeit müssen Schüler mitunter Dinge tun, die sie nicht tun möchten. Solange die Anweisung und die Durchsetzungsmittel aber durch die entsprechenden Gesetze gedeckt bzw. erlaubt sind, sollte man mit dem Begriff "Nötigung" nicht so inflationär umgehen.

Viele Grüße
Roderik
fragenfueralle
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Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von fragenfueralle »

Was ein Lesetagebuch betrifft, so geht es da ja um ein bestimmtes Buch. Zu genau diesem Buch muss erstmal im Internet eine entsprechende Ausarbeitung zu einem Lesetagebuch gefunden werden.

Ich denke auch, dass diese geforderte Unterschrift bestenfalls einen pädagog. Wert erzielen soll. Die Androhung der Lehrkraft, dass es im Falle eines "Plagiates" eine Sechs gibt, hat hinsichtlich der zu leistenden Unterschrift eines minderjährigen Schülers als Bestätigung, er habe die Hausarbeit "ohne Hilfe" erledigt, keinen rechtlichen Zusammenhang.

Es könnte sich der Schilderung des TE's nach auch um eine Einzelmaßnahme handeln, in der die Lehrkraft bei der Arbeit dieses Schülers einen Täuschungsversuch vermutet und den Schüler aus der Reserve locken will und auch weniger das Abschreiben aus der digitalen Welt als vielmehr das Vorliegen eines fertigen Papierexemplars vermutet wird.

In den unteren Klassen eine Art Eigenständigkeitserklärung abzuverlangen halte ich für verfrüht.
Viele Menschen hinterlassen Spuren.
Nur wenige hinterlassen Eindrücke.

Manche aber hinterlassen nur beim Eindrücken Spuren.
Roderik
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Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von Roderik »

In diesem Zusammenhang ist es in der Tat schade, dass der TE einen Spielball in die Arena geworfen hat und nun in Ruhe zusieht, anstatt mit mehr Informationen aufzuwarten, so dass wir hier konkretere Hinweise und Ratschläge geben können.
ktown
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Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von ktown »

Hinweise: ja.
Ratschläge: nein
Alles, was ich schreibe, ist meine private Meinung.

Gesetze sind eine misslungene Kreuzung aus dem Alphabet und einem Labyrinth.
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Stan78
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Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von Stan78 »

Bedauerlicherweise sind die Vorschriften bezüglich der bewertung häuslich erbrachter Leistungen zunehmend aufgeweicht worden. In vielen Bundesländern sind inzwischen Facharbeiten oder "andere Lernleistungen" als Bestandteil der Leistungsbeurteilung vorgesehen, die weniger die eigene Leistung des Schülers abprüfen, als viel mehr das häusliche Umfeld und Engagement des Elternhauses.
In der Theorie sind solche Leistungen natürlich eigenständig zu erbringen und unter diesem Gesichtspunkt würde ich die oben geschilderte Forderung nach einer Unterschrift auch schon vorher bei umfangreicheren häuslichen Arbeiten als legitimes pädagogisches Mittel und somit als zulässig ansehen.
Das ist nur meine persönliche Einschätzung, dem TE steht natürlich frei, die Unterschrift zu verweigern, das daraus resultierende "ungenügend" als Note zu kassieren und dann die Sache juristisch überprüfen zu lassen. Man sollte darauf achten, dass die verweigerte Unterschrift dann auch ursächlich zu einer Nichtversetzung führt, damit man auch auf dem Klageweg dagegen vorgehen kann, bei einer einzelnen Leistungsfeststellung ist das nicht möglich.
Wäre schön, wenn uns der TE dann informiert, wie der Prozess ausgegangen ist.
michael61s
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Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von michael61s »

Roderik hat geschrieben:Auch Begriffe wie "Nötigung" sind hier völlig fehl am Platze.
Ich denke nicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%B6ti ... utschland)

Die Lehrkraft erzwingt eine Unterschrift und es handelt sich nicht um eine so genannte "Facharbeit“.
Wir wissen gar nicht wie alt der Schüler ist. Ich unterstelle SEK. I.
Weil die Suchmaschine des Vertrauens mir nur Beiträge zu dem Thema aus der SEK I zeigt.
Kurt Knitz
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Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von Kurt Knitz »

Stan78 hat geschrieben:In vielen Bundesländern sind inzwischen Facharbeiten oder "andere Lernleistungen" als Bestandteil der Leistungsbeurteilung vorgesehen, die weniger die eigene Leistung des Schülers abprüfen, als viel mehr das häusliche Umfeld und Engagement des Elternhauses.
In Baden-Württemberg "GFS":
In der Theorie "Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen"
In der Praxis "ganze Familie schafft"

Hausaufgaben = Hausfriedensbruch !

Da hilft Solidarität zwischen Eltern und Schülern beim Elternabend. Theoretisch. :devil:
winterspaziergang

Re: Minderjähriger soll Hausarbeit unterschreiben.

Beitrag von winterspaziergang »

Roderik hat geschrieben:In diesem Zusammenhang ist es in der Tat schade, dass der TE einen Spielball in die Arena geworfen hat und nun in Ruhe zusieht, anstatt mit mehr Informationen aufzuwarten, so dass wir hier konkretere Hinweise und Ratschläge geben können.
Dies legt regelmäßig nahe, dass die Wunschantwort („das ist völlig abwegig, man kann sich auf Paragraph x berufen“) nicht dabei war- noch schlimmer, hier wurde ein Sinn hinter der Aktion benannt.
:shock:
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